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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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50 An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin sen164. Schließlich wäre auch auf die seit 1640165 wiederholt diskutierte Frage zu verweisen, ob die Kaiserin als Ehefrau der richterlichen Gewalt des Kaisers unterworfen sei, was im Wesentlichen bejaht wurde. Noch 1688 argumentierte Gottfried Strauss in seinem „De iuribus Augustae compe- tentibus“ – ebenso wie Bernhard Ludwig Mollenbeck einige Jahre früher166 – Rang und Privilegien der Kaiserin betreffend in erster Linie mit Bezug auf römisches Recht. Dabei nahm er eine klare Strukturierung der Gegenstände vor, indem zuerst Privilegien, die aus dem Ius personarum begründet wurden, dargestellt wurden (Kap. 2: Majestas, Privilegia fisci, Rang der Amtsträger, Freilassung von Sklaven), dann solche aus dem Ius rerum (Kap. 3: Schenkungen, Testamente, Verträge und Legate) und schließlich aus dem Ius actionum (Kap. 4: Crimen laesae Majestatis). Erst das letzte, gerade zwei Seiten umfassende Kapi- tel 5 fragte dann nach dem Ius publicum und zählte als Rangzeichen und Vorrechte der Kaiserin auf: die Krönung, den Titel „Majestät“, das Recht der ersten Bitte in Stiftern des Reiches (Ius primariarum precum), den Platz in der Curia des Kaisers nach der Goldenen Bulle und schließlich die Erzämter der Kaiserin. Aber auch Heinrich von Cocceji erörterte Ende des 17. Jahrhunderts die Rechte und Privilegien der Kaiserin noch dezidiert ausge- hend von Ulpian, ebenso wie Johann Schilter167, der sich auf Ulpian und mittelalterliche Beispiele für die Stellung der Kaiserin beschränkte, so dass man meinen könnte, es hätte zu seiner Zeit keine Kaiserin gegeben. Erst kurze Zeit später verlor die Bezugnahme auf antike Traditionen sichtlich an Bedeu- tung unter dem Einfluss der Halleschen Schule der Reichspublizistik168. Einer der Ersten, die hier deutliche Zeichen setzten, war der Thomasius-Schüler Gottlieb Titius. In seinem 1698 erschienenen Werk „Specimen iuris publici“ kam er – zumindest in Hinblick auf seine Ausführungen zur Kaiserin – gänzlich ohne Bezüge auf römisches Recht aus, zumal er die Kaiserin anders als alle seine Kollegen dem Bereich des Privatrechtes zuordnete. Des- sen ungeachtet leugnete er nicht, dass sie als Zeichen ihres Ranges mit gewissen Privilegien 164 Siehe etwa Bechmann, Discursus juris publici, Thesen 16 und 17; Fritsch, De Augusta, 61f.; Strauch, Institutionum Iuris Publici, 168f.; Leucht, Augusti Corona Augustissime Augustae, 4–7; Multz, Repraesentatio Maiestatis, 245f.; Textor, Jus publicum, 575–578; Otto, Disputatio iuri publici, 43f. 165 Sinold, Collegium publicum, 452; siehe etwa bei Bechmann, Discursus juris publici, These 13; Fritsch, De Augusta, 64f.; auch Multz, Repraesentatio Maiestatis, 248; Ludewig, Vollständige Erläuterung, Bd. 2, 641f.; Otto, Disputatio iuri publici, 38f.; Struve, Corpus iuris, 571; Iken, Commentatio inauguralis, 55. 166 Strauss, De iuribus Augustae competentibus; Mollenbeck, De Augusta, 49–53. 167 Cocceji, Juris Publici Prudentia, 175; Schilter, Institutionum juris publici, 174; auch Fritsch, De Augusta, 56; Oldenburger, Pandectae Juris publici, 169. 168 Stolleis, Reichspublizistik, 304f., dort auch zu Titius. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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