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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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56 An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin von Sankt Maximin im beginnenden 12. Jahrhundert196, der den Bedeutungsverlust der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts noch zu den wichtigsten Klöstern des Reiches zählenden Abtei wettzumachen versuchte. Dabei knüpfte er möglicherweise auch an die Tatsache an, dass gerade in der Blütezeit der Abtei im 10. und 11. Jahrhundert Kaiserinnen urkundlich häufig mit Interventionen zugunsten von Sankt Maximin in Erscheinung tra- ten197. Der Versuch scheiterte; seit 1139 unterstand Sankt Maximin de jure dem Erzbischof von Trier. Ein späterer Versuch, die verlorene Reichsunmittelbarkeit wiederzuerlangen, scheiterte 1669 endgültig; jedoch bestätigte Ferdinand II. 1626 im Kontext der Auseinan- dersetzungen mit dem Kurfürsten von Trier die gefälschte Urkunde198. Ungeachtet dessen ist das Amt nie ausgeübt worden. Beim dritten der Erzämter der Kaiserin, dem Erzmarschallamt, stellt sich die Situation etwas anders dar. Hier gab es offensichtlich keine mittelalterlichen Traditionen, auf die man sich berufen konnte – Volker Laube hat vor einigen Jahren herausgearbeitet199, dass die Fürstäbte von Kempten vielmehr erst im 17. Jahrhundert das Amt für sich reklamier- ten. Allerdings gibt es Hinweise auf eine frühere Existenz des Titels200, die möglicherweise mit der Ernennung des Fürstabts von Kempten Johann von Wernau zum Rat der Kaiserin Eleonore von Portugal im Jahr 1463 in Zusammenhang standen. Spätestens ab 1643 führ- ten die Fürstäbte selbst den Titel. Aber auch 1683, als es Fürstabt Rupert von Bodman201 gelang, ein kaiserliches Privileg über dieses Amt zu erwirken, war dies nicht Konsequenz juristischer Beweisführung. In seinem Schreiben an Leopold I. verwies Bodman lediglich auf das von seinen Amtsvorgängern geführte Prädikat und ersuchte, in der Reichskanzlei nach älteren Belegen Ausschau zu halten, da das Archiv des Stiftes im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen sei202. Das kaiserliche Dekret darüber muss also als reiner Gna- denerweis an einen treuen kaiserlichen Parteigänger im Südwesten des Reiches gelten, mit dem de facto ein neues Erzamt installiert wurde. 196 Zur Urkunde Kölzer, Urkundenfälschungen, 166 und Tafel 38; zu Sankt Maximin: Heyen et al., Trier, St. Maximin, 1018, 1020, 1024, 1028. 197 Fößel, Königin, 129f. 198 Moser, Neues Teutsches Staatsrecht, 664; siehe auch Mascov, Principia Juris publicis, 166f.; Leucht, Augusti Corona Augustissima Augustae, 7–9; Michaelis, De archicapellano Imperatricis Augustae, 14; Heyen et al., Trier, St. Maximin, 1022, 1024, 1037; Kentenich, Geschichte der Stadt Trier, 492f. 199 Laube, Erzmarschallamt, 199–206. 200 StAA, Fürststift Kempten, A 395, fol. 12r: Hier wird ein Privileg aus dem 16. Jahrhundert indirekt erwähnt. Die Urkunde von 1463 ebenda, Urkunde 816. 201 Zu ihm zuletzt Press, Rupert von Bodman, hier bes. 37f. Die Ausfertigung der Urkunde siehe StAA, Fürstabtei Kempten, Urkunde 5598. 202 Siehe HHStA, RK, Kleinere Reichsstände 311: Kempten, fol. 17r/v. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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