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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 132 -
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132 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit Trotzdem verlief die Krönung selbst offensichtlich ohne Zwischenfälle, wie nicht nur die entsprechende Meldung des anwesenden Nuntius nach Rom, sondern auch ein Brief der Coronata selbst belegt. Die Kaiserin berichtete am 7. August 1653 ihrem Stiefsohn Leopold in Wien: „Lunedi pasato si fece la mia incoronacione et tutto e passato bene.“272 Den sich über Wochen hinziehenden Konflikt verfolgten die in Regensburg anwesenden Personen fürstlicher Abkunft ebenso wie viele andere im Reich. So übersendete der braun- schweig-wolfenbüttelische Kanzler Schwarzkopf noch am gleichen Tag das erwähnte kai- serliche Dekret an Herzog August273, und auch Kardinal Harrach war in Prag über den Fortgang der Auseinandersetzung informiert274. Für die Relevanz der in den folgenden Krönungen ebenfalls praktizierten Lösung spricht nicht zuletzt, dass sie auch in der Reichspublizistik intensiv rezipiert wurde275. Seit dem maßgeblichen Werk des Johannes Limnaeus von 1662 wurde die Entscheidung des Kaisers einhellig als Konsequenz des Ranges der Kaiserin für den ihres Hofstaates aufgefasst, wie ihn die Goldene Bulle beschrieb. Das Dekret, oft auch der Einspruch der Reichsfürsten, wurde in diesem Zusammenhang regelmäßig zitiert und abgedruckt und als Präzisierung der sehr knappen Festlegung der Goldenen Bulle zum Hofstaat der Kaiserin interpretiert. Barbara Stollberg-Rilinger hat den Konflikt eingeordnet in die zweifellos existierende Konkurrenz zwischen den zwei verschiedenen Hierarchien und zeremoniellen Regelsyste- men von Kaiserhof und Reich276. Dieses Spannungsfeld konnte Ferdinand III. zum einen nutzen, um deutlich zu machen, dass sich Rang bei Hofe zunehmend über das Amt konsti- tuieren sollte, dass Amtsinhabe aufgrund kaiserlicher Bestallung in zeremoniellen höfischen Hierarchien von größerer Relevanz als der reine Geburtsrang war277. Dies signalisierte einen kaiserlichen Machtanspruch insofern, als eben ein Amt in kaiserlichem Dienst zum domi- nierenden Ordnungsprinzip erhoben wurde. Die Verleihung eines solchen Amtes zeigte den Kaiser als Herrn über Rang und Position in der Gesellschaft des kaiserlichen Hofes. In vergleichbarer, allerdings offenbar nicht umstrittener Weise agierte Kaiser Leopold I. später, indem er dem Obersthofmeister der Kaiserin einen prominenten Platz im Krönungszug sowie in der Kirche zuweisen ließ278. Standes, die die Kaiserin nicht in die Kirche begleiten, der Krönung aber zusehen wollten, siehe Verzeichnis in HHStA, ÄZA 16/2, unpag. 272 HHStA, Familienkorrespondenz A 11: Eleonora Gonzaga-Nevers an Leopold I., 7.08.1653, fol. 63r; zum Nuntius siehe Stollberg-Rilinger, Des Kaisers Kleider, 192. 273 NLAW, 1 Alt 1 A Fb. 1, Nr. 72a, fol 186r; Ebenda 15 Alt Nr. 69, fol. 141r/v. Siehe auch Stollberg- Rilinger, Des Kaisers Kleider, 191. 274 Keller/Catalano, Diarien und Tagzettel, Bd. 3, 724, 728, 731f. 275 Siehe oben 44f. 276 Stollberg-Rilinger, Des Kaisers Kleider, 191. 277 Keller, Hofdamen, 147f. 278 Schon 1612 wurde der Obersthofmeister der Kaiserin im Zug zur Kirche erwähnt (HStAD, Ge- https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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