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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 312 -
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312 Handlungsfelder Ebenfalls aufschlussreich hinsichtlich des politischen Vorgehens Eleonora Magdale- nas als Regentin sind die Briefe an ihren Bruder Johann Wilhelm, den Kurfürsten von der Pfalz. Auf diesen versuchte sie zum einen hinsichtlich der österreichischen Besetzung Bayerns einzuwirken, wie schon der eingangs zitierte Brief an Karl andeutete. Dabei äu- ßerte Wratislaw wiederholt Zweifel, ob sie in diesem Zusammenhang die Interessen ihres Sohnes wirklich denen ihres Bruders vorziehen werde285 – ein Verdacht, den Karl von Spanien zurückwies und der sich aus den eigenhändigen Briefen der Kaiserin-Witwe nach Düsseldorf nicht erhärten lässt. Damit versuchte Wratislaw offensichtlich, die dynastische Loyalität der Kaiserin-Witwe in Zweifel zu ziehen, was nicht nur für das konfliktreiche Verhältnis der beiden spricht. Vielmehr spiegelt sich hier zugleich ein generelles Problem von Regentschaften wider – dass dynastische Loyalitäten in Frage gestellt werden konnten, da die Fürstin „nur“ eingeheiratet hatte286, war regelmäßig Anlass zu Angriffen auf weib- liche Herrschaftsausübung. Eleonora Magdalena versuchte freilich tatsächlich, die Einkünfte aus der Besetzung Bayerns für die Finanzierung der habsburgischen Truppen zu sichern, wie sie auch Karl brieflich berichtete: „Da dann auch ewer Meytt. und Lbd. von allem sachen, wie sich gezimmet, umbständig berichtet seyn wollen; so habe zu dero nachricht weitters anzufügen, daß des Churfürstens zu Pfalz meines herrn bruders Lbd. sich über mein der bay[rischen] administra[ti]on hal- ber an dieselbe jüngsthin gethanes belangen in der sub no. 2 beyligenden antwort sich gar willfährig dahin erclähret, wie ich selbige ohne anstand außlege, daß se[ine] Lbd. unter ihrem vicariat die aus denen bayrischen landen zu behueff der ehevor keyserl. nun aber ewer Meytt. und Lbd. zuegehörigen völckhern gezogene, zu dem gemeinsamben Reichs besten iederzeit angewendte einkünfften, ewer Meytt. und Lbd. hofcammer noch weitters überlassen wollen, und würcklich überlassen, obwohlen ihre Lbd. der angestellten adminis- tra[ti]on halber einige wiedrige dinge mit unfug beygebracht zu seyn scheinen. Neben dem ich aber diesem schon zu begegnen wüssen werde, dörffte auch nicht unrathsamb seyn, 285 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 147, 159, Karl an Wratislaw: „vndt will nicht glauben dass die kayserin würdt sich von brüderlicher lieb vberwindten lassen; solt es aber doch geschehen werdt ihr (vndt glaub auch alle anderen minister) es stark widerrathen auf dass bauendt dass man nichts ohne mein wissen thun kann“. – Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 201, 31.07.1711, Karl an Wratislaw: „Vndt mus man derweil so vil moglich acht geben dass in Bayren nichts schad- lichs vorbey geh vndt hab in disen alle Vrsach von der Kayserin lieb vndt vernunft zu hoffen dass sie mehr auf des Sohn dienst (der in ihr handt dass guberno vertraut hat) als auf eins brudern wohl- gefallen acht geben werdt, wo ihr [Wratislaw] nichts vnterlassen werdt was ein treyen vndt eyfrigen diener zusteht.“ 286 Siehe dazu als jüngsten Überblick Dunn/Carney, Royal Women. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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