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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Seite - 315 -
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Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 315 Im Gegensatz zu den beiderseitigen Versicherungen war Johann Wilhelm keineswegs ohne eigene Interessen299, sondern versuchte ebenso wie sein Mitvikar August von Sach- sen und Polen, die Amtszeit 1711 für eigene Pläne zu nutzen. Dies beklagte etwa Johann Wenzel Wratislaw gegenüber Karl von Spanien sehr explizit, als er bemerkte, beide Vikare versuchten ihre Rechte aufs Möglichste auszudehnen, „vndt mit einen worth ein iedweder suchet von dem Ertzhaus in diesen Coniuncturen etwass abzuzwicken“ und in die Wahl- kapitulation alles hineinzuformulieren, was nur möglich sei300. König und Kanzler waren sich einig darüber, dass man dem Kurfürsten von Mainz dankbar sein müsse, der „vill ab- gewehrt hat von schedlichen triten die Pfalz in sein Vicariat hat machen wollen“301. Die „confusion“, die Johann Wilhelm von der Pfalz in Reichsangelegenheiten anrich- tete, bezog sich etwa auf sein bereits angesprochenes Streben nach Einkünften aus Bayern, dies bezog sich aber besonders auf den Versuch, Angelegenheiten seines Schwiegervaters, des Großherzogs von Florenz, in Bezug auf das Reich im Kurfürstenrat beraten zu las- sen302. Dabei ging es vor allem um Steuerfragen. In diesem Kontext sah sich Eleonora Magdalena dann zu einer deutlichen Intervention veranlasst303 – in verbindlichem Ton, aber unmissverständlich stellte sie klar, dass diese Debatte die Königswahl hinauszögern könne und deshalb dringend zu unterbleiben hätte: „Doch bekenne ich euer Liebden das ich ein wehnig in sorgen nit so vill weil das wahl- werkh dardurch möchte länger verschoben werden deßen gleichsam iede minuten schäd- lich ist, als das ich förchte, das wan dise nachricht [über seine Bemühungen zugunsten des Großherzogs] einigen grundt undt vehste [?] hette, der bloße versuch euer Liebden möchte 299 Ziekursch, Kaiserwahl, 25f., sah ihn einfach nur als treuesten Gefolgsmann der Habsburger und ging nicht auf Spannungen ein. 300 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 190, 201. Dies bestätigt auch die neuere Forschung, siehe Burgdorf, Protokonstitutionalismus, 86f. 301 Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 197. Zur Rolle von Mainz Ziekursch, Kaiserwahl, 141– 148. 302 Auch in Bezug auf den Streit um Comacchio vertraute Wratislaw dem Kurfürsten nicht, siehe Arneth, Eigenhändige Correspondenz, 147. Zu Florenz und Mantua meinte Karl von Spanien (ebenda, 201), der Pfälzer werde hier von seiner Gemahlin beeinflusst, man müsse „also wohl zu Wien auf Pfalz acht zu haben dass man ihm nicht zu vill gut macht, dan obwohlen er in sich selbst ein guter herr, last er sich von ein iedten vberredten absonderlich von weib, mus man also auf alles acht geben auch in ein vndt anderen wo man kann dissimuliren dan man sie noch weiters notig hat.“ Dazu auch HHStA, MEA WuK 36, fol. 125r–126r, 16.09.1711 (Reichsvizekanzler Schönborn an den Kurfürsten von Mainz); MEA WuK 41, Nr. 3: Kurpfälzische Vota in savoyischen und tos- kanischen Angelegenheiten. 303 BayHStA, Kurpfalz, Kasten blau Nr. 44/10, fol. 227r/v, 229r, 13.09.1711. Das folgende Zitat fol. 227v. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Titel
Die Kaiserin
Untertitel
Reich, Ritual und Dynastie
Autor
Katrin Keller
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
430
Schlagwörter
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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