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1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer,
insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum
Ende des 14. Jahrhunderts13
1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften
Bei der Frage, seit wann ein Interesse am Sammeln und Transkribieren lateinischer,
römerzeitlicher Inschriften beobachtet werden kann, ist es nicht unangebracht, vorab
ganz kurz die Aufgeschlossenheit der Zeitgenossen für diese historischen Quellen zu
beleuchten. Dabei fällt auf, wie deutlich in epigraphischen Belangen zwischen der
griechischen und der römischen Antike unterschieden werden muss: Während in
Griechenland bereits erste Zusammenstellungen von Inschriften existierten14, kam in
Italien niemand auf die Idee, derartige Dokumente auch nur halbwegs systematisch
zu sammeln. Dafür, dass römische Schriftsteller für ihre Darstellungen Inschriften
benutzt haben, existieren allerdings doch etliche Belege.15 Wirklich vollständige
Wiedergaben epigraphischer Texte, möglichst auch mit Angaben über den jeweiligen
Aufstellungsort, finden sich freilich nur sehr wenige, wie zum Beispiel in den
Werken der beiden Plinii: Der ältere Plinius stellt unter anderem die einzige Quelle
für den vollständigen Text des Tropaeum Alpium von La Turbie dar16, der jüngere
überliefert gleich in zwei Briefen (ep. 7,29,1 und 8,6,1) die Inschrift vom Grabmal des
M. Antonius Pallas, eines der einflussreichsten Freigelassenen des Kaisers Claudius.
Einzelne Bau-, Weih- und Grabinschriften sind auch in den Werken Ciceros (z. B.
Tusc. 5,66 über das Grab des Archimedes in Syracus) und Livius’ (z. B. 40,52,5 und
41,28,8) enthalten. Das Gros der römischen Schriftsteller beschränkte sich allerdings
13 Kap 2.1–3 war Teil meiner Diplomarbeit (Greinegger, Tyfernus/Boissard 4–14) und wurde für die
vorliegende Arbeit überarbeitet und erweitert.
14 Der Athener Philochoros (ca. 320–267/261 v. Chr.) hatte im Zuge seiner Studien über die Ge-
schichte Attikas die erste Sammlung von Inschriften aus dieser Gegend zusammengestellt. Diese
Έπιγράµµατα Άττικά sind allerdings ebenso wie der Großteil seines Hauptwerkes (17 Bücher
Άτθίς) verloren – Fragmente bei Theodor Müller, Fragmenta Historicorum Graecorum I (1841) 384–
417 und IV (1851) 646–648. Auch der Makedonier Krateros, ein Zeitgenosse des Philochoros, und
Polemon von Ilion (erste Hälfte 2. Jh. v. Chr.) waren bereits auf diesem Gebiet tätig. Siehe dazu
Carolyn Higbie, Craterus and the Use of Inscriptions in Ancient Scholarship, in: Transactions of the
American Philological Association 129 (1999) 43–83.
15 Eine Zusammenstellung des Materials bietet Arthur Stein, Römische Inschriften in der antiken Litera-
tur (Prag 1931). Siehe weiters John Edwin Sandys, Latin Epigraphy. An Introduction to the Study of
Latin Inscriptions, Groningen 21969, 1–19; Ernst Meyer, Einführung in die Lateinische Epigraphik,
Darmstadt 31991, 4–5, sowie aus jüngerer Zeit John Bodel (Hrsg.), Epigraphic Evidence. Ancient
history from inscriptions, London/New York 2001, 41–45, und Andreas Hartmann, Zwischen Relikt
und Reliquie. Objektbezogene Erinnerungspraktiken in antiken Gesellschaften (Studien zur Alten Ge-
schichte 11), Berlin 2010, bes. 468–480 (Kap. 4.4.1: Inschriften in der antiken Historiographie), sowie
die in Aufbau befindliche Datenbank DoStAn – I Documenti nella Storiografia Antica, online im
Internet (URL): http://dostan.sns.it [abgerufen am 31.08.2015].
16 Plin. nat. 3,136. Zum Text der erhaltenen Bruchstücke siehe CIL V 7817.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548