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Codex Pragensis XIII G 14 | 211
7.4.3 Weitere Quellen für die norischen und oberpannonischen Inschriften
In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, welche epigraphischen Denkmäler
aus Noricum und Pannonia Superior der Prager Codex außer den sogenannten
Antiquus-Austriacus-Inschriften enthält. Dabei ist vor allem interessant, ob Quellen
identifiziert werden können oder ob sich zumindest ein Naheverhältnis zu einer
bereits bekannten Quelle feststellen lässt.
Für Noricum und Pannonia Superior machen in der Fuchsmagen-Sammlung neben
den „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ die zweite große Gruppe jene 52 Denkmäler
aus, für die bisher das 1534 gedruckte Werk von Apianus/Amantius den ältesten und
vielfach auch einzigen Beleg dargestellt hat, der lediglich von jüngeren auctores abge-
schrieben worden ist.913 Zu diesen Inschriften kommen sechs weitere hinzu, die nun
ebenfalls im Codex Pragensis ihre älteste Erwähnung finden.914 Diese insgesamt 58
Inschriften stammen im Wesentlichen aus den damaligen Herzogtümern Krain (v. a.
Laibach/h. Ljubljana) und Steiermark (einschließlich Untersteiermark mit Pettau/h.
Ptuj und Cilli/h. Celje), ferner aus Kärnten, Salzburg sowie Ober- und Niederöster-
reich. Durch diese geographische Zusammensetzung weist die Inschriftengruppe
einen starken Bezug zur rekonstruierten „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ und der
Sylloge von Augustinus Tyfernus auf, wie die folgende Übersicht verdeutlicht915:
Antiquus Austriacus Augustinus
Tyfernus Erstbeleg
CP XIII G 14
Krain 2 39 4
Untersteiermark
(h. Nordslowenien) 24 33 10
Kärnten 19 2 7
Steiermark und übriges
Noricum 20 916 9 35
Niederösterreich und Wien 4 0 2917
Anhand der Tabelle lässt sich erkennen, dass die norischen Erstbelege der Fuchs-
magen-Sammlung einen eindeutigen geographischen Schwerpunkt aufweisen, und
913 Es geht hier ausschließlich um „echte“ Erstbelege, d. h. um die älteste (vollständige) Textüber-
lieferung der relevanten Inschriften. Nicht mitgezählt sind jene Denkmäler, die von den auctores
antiquissimi mit unterschiedlichen Ortsangaben überliefert werden und für die das Werk von
Apianus/Amantius bzw. nunmehr der Prager Codex lediglich den Erstbeleg für eine abweichende
Ortsangabe darstellt. CIL III 4815 ist jedenfalls hier mitzunehmen, da der CP XIII G 14 die älteste
vollständige Wiedergabe der Inschriften der Jünglingsstatue mit dem Fundort Magdalens-
berg/Kärnten enthält. Dazu auch im Folgenden.
914 Siehe Kap. 7.2.3.
915 Vgl. auch Kap. 5 mit den Anmerkungen zur Tabelle.
916 Einschließlich der Inschriften CIL III 5636 (verschollen) und CIL III 5056, die vermutlich beide aus
Pannonien stammen; vgl. Kap. 3.4 bzw. 7.3.1 und 10.5.3.
917 Das Werk von Apianus/Amantius galt im Fall der Inschrift CIL III 5636 bisher nur als Erstbeleg für
die Ortsangabe „Wien“. Die Inschrift selbst war bereits schon früher bekannt und wird daher in
der Tabelle mit Mommsen der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ zugerechnet.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548