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11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit
11.1 Intention und Funktion des CP XIII G 14
Durch die detaillierten Vergleiche konnte in Kapitel 10 dargelegt werden, dass der
Codex Pragensis XIII G 14 von Apianus/Amantius für die Veröffentlichung ihrer
Inscriptiones sacrosanctae vetustatis als eine von mehreren Quellen – für den norischen
und oberpannonischen Raum sogar als Hauptquelle – herangezogen wurde. Dieses
Ergebnis bestätigt in Verbindung mit der Datierung der Pergamenthandschrift in das
ausgehende erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts die vereinzelt bereits geäußerte
Annahme, dass auf diese umfangreiche Publikation antiker (Inschriften-)Funde
schon länger hingearbeitet wurde.1556 Es wurde sogar – richtigerweise – vermutet,
dass diese auf eine Drucklegung in größerem Umfang ausgerichteten Pläne „gleich
von Anfang an, in den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts“, verfolgt wurden, als
Peutinger noch an der Vorbereitung seiner 1505 in Augsburg gedruckten Romanae
vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi arbeitete.1557 Möglicher-
weise gab sich Peutinger auch deshalb in einem Brief an Celtis vom 24. September
1503 so verstimmt, da ihm Gerüchte zugetragen worden waren, wonach Celtis in
Wien ein paar opuscula sowie Augsburger Inschriften im Druck habe veröffentlichen
lassen und er nichts für seine Bibliothek erhalten habe.1558 Diese Informationen erwie-
sen sich jedoch als falsch und es sollte Peutinger vorbehalten bleiben, exakt zwei
Jahre später die erste gedruckte Inschriftensammlung nördlich der Alpen vorzu-
legen.1559 Hinter jedem Gerücht steckt jedoch ein kleines bisschen Wahrheit, so auch
im vorliegenden Fall: Denn in den einschlägigen Humanistenkreisen muss bekannt
gewesen sein, dass Fuchsmagen in Wien an der Veröffentlichung einer Inschriften-
sammlung arbeitete – höchstwahrscheinlich sogar mit gewisser Unterstützung oder
zumindest geistiger Anteilnahme von Konrad Celtis, der auch Konrad Peutinger
zum Druck seiner Augsburger Inschriften brieflich aufgefordert hatte.1560 Vor diesem
Hintergrund ist nunmehr auch zu verstehen, was Augustinus Tyfernus gemeint
haben muss, als er in einem Begleitschreiben zur Rückgabe von Inschriftenkopien an
Fuchsmagen meinte, er zweifle nicht daran, ein Exemplar des betreffenden Werkes
zu erhalten, sobald es gedruckt sei.1561
Tatsächlich stellt der Codex Pragensis offenbar bereits eine Art Druckprobe dar bzw.
diente er der Intention, einen finanzkräftigen Mäzen zu gewinnen. Dies geht hervor
1556 Vgl. Busch, Antikensammlungen 2–3.
1557 Hauttmann, Dürer 48.
1558 König, Peutinger-Briefe 25–26 (Nr. 12).
1559 Der Druck der Romanae Vetustatis Fragmenta war nach der Angabe in der Publikation am
24.September 1505 abgeschlossen.
1560 Rupprich, Celtis-Briefe 586 (Nr. 329) bzw. König, Peutinger-Briefe 59–60 (Nr. 34).
1561 ULBT, Cod. 664, fol. 144v–145r; siehe Kap. 3.4.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548