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2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als
„Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik
Als eine sämtliche Lebensbereiche durchdringende Geistesströmung ist der Huma-
nismus untrennbar mit der Epoche der Renaissance verbunden. Gemeint ist damit
vor allem der kulturelle Neueinsatz nach der Scholastik des Mittelalters. Diese für
die Altertumsforschung und damit auch für die Epigraphik so fruchtbare Geistes-
haltung konnte sich zunächst in Italien im Laufe des 14. Jahrhunderts voll entfalten,
ehe sie ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch nördlich der Alpen Ver-
breitung fand.106
Aus der großen Zahl der italienischen Humanisten, die sich für das epigraphische
Erbe der Antike interessiert haben, sollen in diesem Kapitel nur jene herausgegriffen
werden, die für die Anfänge der Inschriftenüberlieferung nachhaltige Akzente ge-
setzt und durch ihre Tätigkeit in weiterer Folge zur Beschäftigung mit Inschriften aus
der Provinz Noricum angeregt haben. Eine kritische oder gar vollständige Aus-
einandersetzung mit den frühen italienischen Inschriftensammlern und ihren Wer-
ken kann und will dieser Abschnitt nicht leisten. Ferner beschränkt er sich auf einen
vornehmlich antiquarischen Blickwinkel, da er als Hinführung zum thematischen
Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit am geeignetsten ist.107
Maßgeblich an der Entfaltung der neuen Geisteshaltung beteiligt war Francesco
Petrarca (1304–1374), der die entscheidenden Akzente für die Entwicklung des
106 Werden und Wesen des Humanismus in Italien sowie seine Ausdehnung auf Europa wurden
bereits ebenso profund untersucht wie die relevanten termini, sodass hier auf die zahlreiche ein-
schlägige Literatur verwiesen werden kann. Als grundlegend zu nennen sind immer noch Georg
Voigt, Die Wiederbelebung des classischen Altertums oder Das erste Jahrhundert des Humanismus I–II,
Berlin 11859, 41960, und das besonders häufig aufgelegte Werk von Jacob Burckhardt, Die Cultur
der Renaissance in Italien, Basel 11860 (eine Neuedition im Rahmen der kritischen Gesamtausgabe
seiner Schriften ist in Vorbereitung). An jüngerer Literatur hervorzuheben sind Paul Oskar
Kristeller, Humanismus und Renaissance I–II, 1974–1976, und die zahlreichen Einzelstudien von
August Buck, v. a.: Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen,
Freiburg 1987, und ders. (Hrsg.), Zu Begriff und Problem der Renaissance (Wege der Forschung 204),
Darmstadt 1969. Ein 146 Titel umfassendes Schriftenverzeichnis von Buck enthält neben wert-
vollen Beiträgen die Festgabe zu seinem 70. Geburtstag: Bodo Guthmüller u. a. (Hrsg.), A. Buck,
Studia humanitatis. Gesammelte Aufsätze 1973–1980., Wiesbaden 1981. Nützliche Literaturangaben
finden sich auch bei Alfred A. Strnad, Humanismus diesseits und jenseits der Alpen. Kritische Hinweise
auf neue Veröffentlichungen, in: RömHM 19 (1977) 223–269.
107 Vgl. den Ansatz von Weiss, Discovery of Antiquity, Calabi-Limentani, Epigrafia Latina, sowie
William Stenhouse, Reading Inscriptions & Writing Ancient History. Historical Scholarship in the late
Renaissance (BICS Suppl. 86), London 2005. Darüber hinaus muss auf eine interessante Arbeit von
Martin Ott (Entdeckung des Altertums) hingewiesen werden. Der Autor versucht in dieser Studie,
den Typus der humanistischen Inschriftensylloge als literarische Gattung („topographisches
Genre“) zu identifizieren. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich auch intensiv mit den
italienischen Grundlagen und unterzieht die alten Inschriftensammlungen, die bisher nur aus
einem antiquarischen Blickwinkel betrachtet worden sind, einer literarischen Würdigung.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548