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246 | Konrad Peutinger
mit dem Zusatz „Nostrum“, durch den er seine Autorschaft dokumentiert.1070 Aus
einer Bemerkung in der Sammlung von Augustinus Tyfernus geht wiederum hervor,
dass auch er sich im relevanten Zeitraum in der Gegend von Graz, konkret im be-
nachbarten Stift Rein, aufgehalten hat.1071 Die Annahme einer Zusammenkunft von
Peutinger und Tyfernus und eine damit verbundene Übergabe von Inschriftenkopien
sind demnach nicht grundsätzlich auszuschließen, aber auch nicht zu belegen.1072 Da
zwischen Peutinger und Fuchsmagen nachweislich ein enger, wiederholter Kontakt
bestand, kommt der These, dass er die Augustinus-Tyfernus-Inschriften über
Johannes Fuchsmagen erhalten hat, weiterhin größeres Gewicht zu.
8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus
Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24
Aus der Übersicht der von Peutinger überlieferten norischen und oberpannonischen
Inschriften1073 geht hervor, dass die Denkmäler, die auf den sogenannten Antiquus
Austriacus bzw. auf Augustinus Tyfernus zurückgehen sollen, nicht in jeweils einer
einzigen, geschlossenen Abfolge im Cod. H 24 zu finden sind. Sie scheinen innerhalb
der Faszikel IV und V vielmehr in Gestalt mehrerer Gruppen auf. Vor allem Faszi-
kel IV verfügt kaum über eine Struktur, die einen entsprechenden Wechsel der
Quellen erkennen lassen könnte. Auch sind nicht immer Neueinsätze in Peutingers
Schrift zu finden, wo solche erwartet werden könnten.1074 So folgt etwa die erste der
„Antiquus-Austriacus-Inschriften“ (CIL III 5630, fol. 55rb,5) nahtlos auf neun In-
schriften aus Germanien, Raetien und Gallia Cisalpina (fol. 55ra-b) – die letzten drei
davon stammen aus Innsbruck/Wilten, Sterzing und (Garmisch-)Partenkirchen.1075
Die relevanten Inschriften wurden demnach offensichtlich zusammen mit weiteren
Kopien an Peutinger übermittelt bzw. von ihm abgeschrieben. Die letzte „Antiquus-
Austriacus-Inschrift“ ist auf fol. 61rb,7 (CIL III 5621) zu finden.1076 Damit stehen diese
Inschriften im Cod. H 24 insgesamt etwas weiter vorne als jene, die auf Augustinus
Tyfernus zurückgehen.1077
1070 Zu dieser Inschrift und ihrer Entstehungsgeschichte siehe umfassend Weber, Altertumskundl.
Forschung 86–93, und Hebert, Venerandae Vetustati 41–43. Siehe auch Kap. 3.2.
1071 Siehe Kap. 4.1.
1072 Vgl. Šašel Kos, Augustinus Tyfernus 1310b–1311a: „There is no direct evidence that Peutinger hat person-
ally known Tyfernus.”
1073 Siehe Tab. 12.8 im Anhang.
1074 Vgl. die obenstehende Inhaltsübersicht, die auch kodikologische Beobachtungen einschließt.
1075 In der genannten Reihenfolge: CIL III 5981 (+11979) = XVII/4, 16; CIL V 5084 und CIL III 5978 =
XVII/4, 28.
1076 Als Quelle für Peutingers Beleg der Wiener Inschrift 4583 wird im CIL III zwar auch der sog. Anti-
quus Austriacus angeführt, doch ist zu beachten, dass das Denkmal an dieser Stelle (fol. 63rb) im
Kreis einiger Inschriften aus der Karnischen Region steht – eine Anordnung, die aus älteren italie-
nischen Sammlungen und ihren Derivaten bekannt ist (etwa Cod. Borg. Lat. 336, fol. 177v–178r und
CVP 3255*, fol. 77v–78v). Die Inschrift selbst war ebenfalls schon länger bekannt: ihre Überliefe-
rung geht auf Pankraz Caspar Bochensvanz zurück. Vgl. Kap. 3.2 und 6.1.
1077 Als zusätzlicher Hinweis auf ein höheres Alter der sog. Antiquus-Austriacus-Sammlung (das
Mommsen im CIL III, S. 477a auf Basis ihres Inhalts rekonstruiert hatte) ist dies nicht unbedingt zu
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548