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286 | Johannes Choler
fortfuhr1281, ist bei Choler eine gewisse Zäsur festzustellen – nach CIL III 5221 ist der
Rest der Seite (fol. 136r) leer. Damit ist Peutingers Codex als direkte Quelle auszu-
schließen, ebenso die umgekehrte Möglichkeit, dass Cholers Handschrift die Vorlage
bildete, da Peutinger mehr Inschriften hat.
Drei der von Choler auf fol. 135v–136r überlieferten Inschriften sind in seinem Codex
ein weiteres Mal zu finden: CIL V 5084, CIL III 5630 und CIL III 5219.1282 Diese Zweit-
belege weisen dieselben korrekten Ortsangaben auf, jedoch in abweichender Formu-
lierung.1283 Ein weiterer Unterschied liegt in der Schrift selbst: Bei CIL III 5630 und
5219 sind die Inschrifttexte der zweiten Belegstellen wie die jeweils vor- und nach-
stehenden Zeugnisse in Majuskeln wiedergegeben.1284 Die Inschrifttexte selbst weisen
allerdings trotz einzelner Abweichungen (die sehr leicht als Abschreibfehler klassifi-
ziert werden können) weitgehende Parallelen, insbesondere bei den Ligaturen, auf.
Es hat den Anschein, als wäre im Grunde zweimal aus demselben Material („Anti-
quus Austriacus“) geschöpft worden, allerdings über noch zu klärende Zwischen-
stufen.
9.2.3 Der CLM 394 und der CP XIII G 14
Zieht man nun die entsprechenden Belegstellen im Codex Pragensis zu Vergleichs-
zwecken heran, ergeben sich interessante Ergebnisse: Die jeweils zweiten Belege der
drei bei Choler doppelt überlieferten Inschriften weisen eine auffallende Nähe zu
jenen im Pergamentcodex auf. Dieser Befund hat aber nicht nur für die genannten
Inschriften Gültigkeit. Wie aus Tabelle 12.9 hervorgeht, stehen Cholers Zeugnisse im
dritten, für Noricum relevanten Abschnitt seiner Handschrift, speziell von fol. 137v–
146r, dem Prager Codex wesentlich näher als Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24. In
ganz besonderem Maße gilt dies für den vierten Abschnitt im CLM, fol. 237r–240r.
Dies zeigt sich zum einen an der Reihenfolge der Inschriften1285, zum anderen an der
Formulierung der Ortsangaben im CLM 394 und im CP XIII G 14, die teils auffallend
ähnlich, teils völlig ident ist. Zudem bieten beide Überlieferungsträger eine bemer-
kenswert gleichartige (und vielfach auch korrekte) Zeilentrennung, eine überwie-
gende Berücksichtigung der Ligaturen sowie eine sorgfältige Wiedergabe des Textes.
Insgesamt hat der Schreiber des Prager Codex um eine Nuance gewissenhafter ge-
arbeitet, d. h., er versuchte stets, möglichst nahe an seiner Vorlage zu bleiben – ohne
1281 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 55v.
1282 Der CLM 394 weist sonst keine Doppelbelege auf.
1283 CIL V 5084: „Stertzingi“ (fol. 135v,2) bzw. „In Stertzingen“ (fol. 144r,2); CIL III 5630: „In monasterio
Lambach ad Traun Iuxta locum ubi sacramentum reponi solet“ (fol. 135v,3) bzw. „In Lambacen. Cenobio“
(fol. 143v,2.144r). CIL III 5219: „Celeiae ad S. Maximilianum ab exteriore parte Chori“ (fol. 136r,2) bzw.
„Ibidem (sc. Celeiae In Sacello S. Maximiliani)“ (fol. 238v,2). Siehe auch weiter unten in diesem
Kapitel.
1284 Die Sterzinger Inschrift scheint bereits auf fol. 135v,2 abweichend von den anderen in Majuskeln
auf.
1285 In Peutingers 2° Cod. H 24 sind die Inschriften von Cholers viertem Abschnitt verteilt zu finden:
Fol. 55v, 61r und 67r; siehe Tab. 12.9 im Anhang.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548