Page - 367 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Image of the Page - 367 -
Text of the Page - 367 -
Johannes Fuchsmagen | 367
11.4 Abschließende Bemerkungen zu den Aussagen von Theodor Mommsen
Die Rekonstruktion und stemmatische Darstellung der Überlieferung der „Antiquus-
Austriacus-Inschriften“ macht nachvollziehbar, weshalb bei den einzelnen Belegen in
den mittlerweile vier bekannten „Nachfolgesammlungen“ kleinere und größere
Unterschiede festzustellen sind. Erstaunlicherweise hatten vor allem die Differenzen
zwischen Peutingers Handschriften Cod. H 23 und Cod. H 24 sowie zwischen der
letztgenannten Handschrift und den hinteren relevanten Abschnitten von Cholers
Manuskript in Mommsens Ansatz kaum Berücksichtigung gefunden. Vielmehr
führte er die drei ihm vorliegenden Sammlungen von Peutinger, Choler und
Apianus/Amantius bei den „österreichischen“ Inschriften auf einen von ihm als
„Antiquus Austriacus“ bezeichneten Anonymus zurück.
Aus den eingehenden und aufschlussreichen Untersuchungen des neu hinzuge-
kommenen Codex Pragensis XIII G 14, vor allem auch in Hinblick auf sein Verhältnis
zu den für die Erstellung des CIL III herangezogenen Sammlungen, ergeben sich nun
abschließend einige Bemerkungen zu den Aussagen von Theodor Mommsen:
1. Mommsens Feststellung, wonach es sich bei den „Antiquus-Austriacus-
Inschriften“ um gemeinsames Ausgangsmaterial für Peutinger, Choler und Apianus/
Amantius handelt, behält zwar im Wesentlichen ihre Gültigkeit, jedoch mit den
grundlegenden Modifikationen,
a) dass es sich dabei um eine „echte“ Sammlung handelt, d. h. zusammengestellt
aus teilweise qualitativ unterschiedlichen Abschriften von mehreren auctores,
b) dass für die in der Handschrift etwas weiter hinten notierten Belege von Choler
eine Zwischenstufe in Form der Vorarbeiten für den Codex Pragensis anzusetzen
ist und
c) dass mit dem Codex Pragensis eine zweite Zwischenstufe und Hauptquelle für die
Inscriptiones sacrosanctae vetustatis von Apianus/Amantius vorliegt. Dies gilt auch
für all jene Inschriften, die bisher nur aus dem Druckwerk bekannt waren und
von Mommsen nicht zu den „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ gezählt wurden.
Folglich fügte nicht Apianus einigen „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ weitere
aus demselben Ort hinzu, wie Mommsen meinte1668, sondern den beiden Heraus-
gebern stand vielmehr bereits das gesamte, von Fuchsmagen zusammengestellte
Inschriftenmaterial zur Verfügung.
2. Mommsen meinte, die Sylloge des „Antiquus-Austriacus“ liege in den drei Nach-
folgesammlungen von Peutinger, Choler und Apianus/Amantius dergestalt vor, dass
man keine von ihnen zur Rekonstruktion des Archetypus der Sylloge völlig ent-
1668 Siehe v. a. CIL III, S. 564 („Antiquus Austriacus [...] Vindobonae descripsit titulos quattuor, inter quos
duo sunt n. 4560.4561 efossi a. 1493. Ad eos adiecit Apianus duos Vindonbonenses, tertium
Neustadiensem.“) und S. 680 („Antiquus Austriacus habet ex Melk et Lambach singulas, ex Wels et Ischl
binas. Quibus adiecit Apianus ex Melk Pöchlarn et Enns singulas, ex S. Leonhardi am Forst duas.“).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548