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Codex Pragensis XIII G 14 | 221
Zusätzlich zu diesen Überlieferungsunterschieden ist festzuhalten, dass Aventinus
wesentlich mehr Inschriften aus der Gegend hat: So ist zum Beispiel CIL III 5610
nicht im CP XIII G 14 zu finden, obwohl die Inschrift in Aventinus’ CLM 967, fol. 13r
mit dem Zusatz „repperi [...] Anno Salutis MDIX“ enthalten ist.
Die dargelegten Beobachtungen führen daher zu folgendem Fazit: Es wäre zwar sehr
naheliegend, dass Aventinus Inschriftenkopien aus Bayern und Salzburg nach Wien
mitbrachte und dass diese aufgrund der netzwerkartigen Tätigkeit von Johannes
Fuchsmagen in den Prager Codex gelangt wären. Dennoch ist auf Basis der vorlie-
genden Quellen kein Zusammenhang zwischen der Entstehung des CP XIII G 14 und
Aventinus’ Überlieferungen zu erkennen, jedenfalls kein unmittelbarer und ein-
deutiger.956 Somit kann derzeit auch keine Erklärung für die Übereinstimmungen
gegeben werden.
Auch Peutingers und Cholers Handschriften kommen als Grundlage für die ge-
nannten Salzburger und bayerischen Inschriften nicht in Frage, da sie nur jeweils
drei Inschriften mit dem Prager Codex gemeinsam haben und bei diesen Abwei-
chungen im Text zu konstatieren sind.957 Es wäre müßig, Spekulationen über weitere
mögliche Quellen anzustellen, da gerade bei den Inschriften aus dem genannten
Gebiet sehr viele Humanisten in Frage kommen, die sich dort (vorübergehend) auf-
gehalten haben und mit Fuchsmagen in irgendeiner Weise in Kontakt gestanden
sind. Zuletzt ist auch Fuchsmagen selbst durchaus in Betracht zu ziehen.
7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und
Gesamtbetrachtung
Widmen wir uns nun zusammenfassend noch einmal den bisherigen Ergebnissen:
Wie oben dargelegt wurde, enthält der Codex Pragensis XIII G 14 unter anderem
- alle 65 sogenannten Antiquus-Austriacus-Inschriften,
- alle vier Inschriften der „Antiquus-Austriacus-Erweiterung“,
- 58 nunmehrige Erstbelege (darunter 52 frühere Erstbelege von Apianus/
Amantius) sowie
- fünf Inschriften, die auf älteren Abschriften von Pankraz Caspar Bochensvanz
und Berchtold von Kremsmünster fußen bzw. auf die (angebliche) Überliefe-
rung durch Antonio Bonfini und Otto von Freising zurückgehen.
Die Untersuchung des CP XIII G 14 hat weiters gezeigt, dass die Qualität der In-
schriftenkopien innerhalb der ersten drei Gruppen, besonders aber innerhalb der
956 Zu diesem Ergebnis gelangte auch Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 72, auf Basis einer Schluss-
folgerung, die sich aus der Untersuchung dieser Inschriften bei Apianus/Amantius ergeben hatte –
in dieser Publikation wird Aventinus an relevanten Textstellen ausdrücklich als Gewährsmann für
abweichende Lesarten genannt. Siehe dazu Kap. 10.4.
957 CIL III 5533, 5536 und 5589 hat der Prager Codex mit Peutingers 2° Cod. H 24 gemeinsam,
CIL III 5533, 5545 und 5589 mit Cholers CLM 394. Siehe Tab. 12.12 (Anhang).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548