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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 305
stellen, was er lesen oder tilgen wolle („[...] ut et lector liberam haberet optionem legendi
et sectandi quod vellet“).1356 Neben der in Abbildung 60 gezeigten Stelle sind bei drei
weiteren Inschriften gleich- oder ähnlichlautende Kommentare zu finden.1357 Da alle
vier Inschriften auch in der Prager Pergamenthandschrift zu finden sind, ist der
virulenten Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen der Fuchsmagen-Sammlung
und dem Druckwerk von Apianus/Amantius geben kann, auch in Hinblick auf diese
Inschriften nachzugehen.
10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones
sacrosanctae vetustatis
Das Werk von Apianus und Amantius hatte für Theodor Mommsen neben den
beiden epigraphischen Handschriften von Peutinger (SuStBA, 2° Cod. H 23 und
H 24) und jener von Choler (CLM 394) die dritte Säule für seine Rekonstruktion der
gemeinsamen, archetypischen Sammlung des sogenannten Antiquus Austriacus dar-
gestellt.1358 Wie sich gezeigt hat, existiert in Gestalt des Codex Pragensis XIII G 14 eine
vierte Sammlung, die als einzige Handschrift neben den Inscriptiones sacrosanctae
vetustatis alle relevanten Inschriften enthält.1359 Das Manuskript weist zudem einige
kodikologische Besonderheiten auf, vor allem seinen Beschreibstoff Pergament und
die auffallend sorgfältige Schrift mit verschiedenfärbigen Rubrizierungen.
Die Untersuchung des Verhältnisses der Pergamentsammlung zu Peutingers Hand-
schriften hatte keinen direkten, unmittelbaren Zusammenhang erbracht. Wohl aber
konnte festgestellt werden, dass den beiden Überlieferungsträgern gemeinsames
Ausgangsmaterial zugrunde liegen muss. Während Peutinger dieses unverändert
übernahm, wurde es von Fuchsmagen zu einer bewusst arrangierten Sammlung um-
gestaltet.1360
Bei der Frage der Beziehung des CP XIII G 14 zu Cholers Handschrift hatte sich ein
differenziertes Bild ergeben. Während Choler am Beginn des dritten, Noricum-rele-
vanten Abschnittes seiner Handschrift1361 wie Peutinger auf das „Rohmaterial“ der
sogenannten Antiquus-Austriacus-Inschriften zugriff, muss ihm dieses für die weite-
ren relevanten Teile seiner Sammlung bereits in jener erweiterten und überarbeiteten
Fassung vorgelegen haben, die als Vorbereitung für den Codex Pragensis erstellt
worden war.1362
1356 Apianus/Amantius, Inscriptiones BB iiiv. Vgl. auch Zajic, Gedruckte Inschriftensammlungen 182 mit
Anm. 62.
1357 Apianus/Amantius, Inscriptiones 409,3 (CIL III 5533), 410,1 (CIL III 5542) und 410,2 (CIL III 5532).
1358 Zu seinen Überlegungen und der darauf basierenden Forschungsgeschichte siehe Kap. 5.
1359 Siehe Kap. 7.4.2.
1360 Siehe Kap. 8.3.3.
1361 CLM 394, fol. 135v,2–136r,3.
1362 Siehe Kap. 9.2.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548