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108 | Augustinus Prygl Tyfernus
4.2 Die Inschriftensammlung des Augustinus Tyfernus in Gestalt ihrer
Abschriften
Die epigraphischen Aufzeichnungen des Augustinus Prygl Tyfernus blieben in Form
von insgesamt drei Handschriften erhalten, die heute in der Österreichischen
Nationalbibliothek als CVP 3492+3540 sowie 3528 aufbewahrt werden. Das Ver-
dienst, Augustinus Tyfernus als den Autor der Inschriften-sammlung identifiziert zu
haben, gebührt Theodor Mommsen. Ein anderer (im allgemeinen ebenfalls sehr
hochgeschätzter) Epigraphiker, der steirische Pfarrer Richard Knabl, nannte im Jahre
1864 „Augustinus Tyff“ zwar als Autor der Handschrift CVP 3528, schrieb aber CVP
3540 noch Ciriaco d‘Ancona zu.463 Den zu CVP 3540 gehörenden Codex 3492 kannte
er offenbar nicht.464
Folgende Notizen in den Handschriften belegen, dass in den drei genannten Codices
tatsächlich die (unvollständige) Inschriftensammlung des Augustinus Tyfernus vor-
liegt: Sein Name findet sich zunächst in einer Notiz im CVP 3528, fol. 67v
(= CVP 3540, fol. 16r): Eine Inschrift aus der Gegend von Koblenz465 sei „curiositate
Augustini Tyff[erni]“ gefunden worden. An einer anderen Stelle berichtet Tyfernus, er
habe als erster in Oberlaibach zwei Inschriften wiederentdeckt: „Haec duo
epigrammata a me Augustino reperta et antea non visa pulcherrima quidem“.466 Sein Name
taucht auch im CVP 3492 auf: „Epitaphium Sergii Polensis parasiti etc. quia commune est
huc advertere nolui ego Aug.“ (fol. 13v). Ferner wird in dem bereits erwähnten
Fragment eines Briefes an Johannes Fuchsmagen zu Beginn der Name des Absenders
genannt: „Aug. Tyfernus D. Jo. Doctori Fuchsmagn [...]“.467
In Gestalt der drei Wiener Handschriften liegen zwei Fassungen der Inschriften-
sammlung vor – die eine als CVP 3528, die andere in Form der Codices 3492
und 3540. Die Zusammengehörigkeit der beiden letztgenannten Handschriften lässt
sich anhand einiger äußerer und innerer Merkmale nachweisen. Zunächst sind im
CVP 3492 insgesamt fünf verschiedene Schreiberhände feststellbar, die sich folgen-
dermaßen über die Handschrift verteilen468:
463 Richard Knabl, Die ältesten Copien römischer Inschriften des Herzogthums Krain, in: MHVK 1864, 19.
Knabl vermutete richtig, dass „Augustinus Tyff“ den Beinamen von seinem Geburtsort entlehnt
hat; diesen bezeichnete er allerdings als „Tifernum“ und suchte ihn in umbrischem oder samniti-
schem Gebiet.
464 Dies ist insofern auffällig, als Theodor Mommsen schon im Dezember 1857 auf dem vorderen
Deckblatt zu CVP 3540 schriftlich festhielt, dass „cod. 3492 huius olim pars“ gewesen sei. Auf dem
ersten Deckblatt zu CVP 3492 wird das Verhältnis der beiden Codices zueinander und zu CVP
3528 genauer behandelt. Diese Ergebnisse fanden Eingang in CIL III, S. 478).
465 CIL XIII 7803 aus Remagen.
466 CVP 3528, fol. 72v. Es handelt sich um CIL III 3776 und 3777.
467 CVP 3492, fol. 13v.
468 Die in meiner Diplomarbeit festgestellte Zahl von drei Schreiberhänden muss auf fünf korrigiert
werden: An der fol. 21–26 umfassenden Lage haben drei Kopisten (mit sehr ähnlicher Schrift) ge-
arbeitet. Insbesondere der Wechsel der Hand von fol. 23r zu fol. 24v ist sehr schwer zu erkennen.
Ein Vergleich von Wörtern, die auf beiden folia (in unterschiedlichen Flexionen) vorkommen, hat
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Title
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Subtitle
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Author
- Doris Marth
- Publisher
- Holzhausen Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Size
- 21.4 x 30.2 cm
- Pages
- 572
- Keywords
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548