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Vorwort und Inhalte
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Kunstgeschichte, analytische Philosophie – vielfältige narrative Konstrukte
‚des‘ ästhetischen Formalismus von Kants Kritik der Urteilskraft über Hans-
licks VMS-Traktat bis hin zum Schenker’schen Analysekonzept und Bells Art
nach sich zog. Wenn eine energische Erörterung von formalistischen Ästhe-
tikmodellen für die generelle Bedeutung Hanslicks sicherlich förderlich war,
wurde dieser damit in divergente historische Narrative eingebettet, welche
seine eigene Position großteils verfehlen. Kap. 4.1 erörtert zunächst die für
sämtliche Diskurse (die ‚New Musicology‘ wie die analytische Philosophie)
äußerst wichtige Ableitung Hanslicks aus dem kantianischen ‚Formalismus‘,
die im englischen Sprachraum allgemein verbreitet ist. Dabei zeigt sich aber,
dass merkliche Differenzen zwischen Hanslicks Argument und Kants Theorie
eruiert werden können, die vor allem deren methodische Ausrichtung anbe-
langen, dass aber auch nicht wirklich gesichert scheint, ob Kants Lehre wirk-
lich ‚formal‘ ausfällt. Eine ähnliche Situation, die im Kap. 4.2 detailliert dar-
gestellt wird, gilt auch für Clive Bell und Heinrich Schenker als vorgebliche
Nachfolger von Hanslicks Hypothese, womit dessen ästhetischer Abhandlung
eine verzerrende Orientierung aufgebürdet wurde. Darauf beruht dann auch
Hanslicks Funktion für die ‚New Musicology‘, welche dessen vermeintlich
ontologische Musikdefinition mit dem ‚Formalismus‘ und ‚Positivismus‘ der
Schenker’schen Analysemethode historisch assoziiert und sie als Beispiel für
ein reaktionäres Musikverständnis kennzeichnet. Kap. 4.3 behandelt schließ-
lich, welche spezifische Ausprägung ‚des‘ ästhetischen Formalismus man bei
Hanslicks VMS-Traktat zu finden glaubte – ob er mathematisch, architekto-
nisch, strukturalistisch oder nach der musikalischen Formenlehre diagnosti-
ziert wurde –, und prüft die theoretische Plausibilität der jeweiligen Positio-
nen. Dabei wird auch noch genereller hinterfragt, inwieweit ‚der‘ ästhetische
Formalismus als abstrakte Kategorie sinnvoll ist und ob er als nur heuristische
Begrifflichkeit interpretiert werden müsste, der man beschränkte exegetische
Wichtigkeit zuerkennen sollte.
Kap. 5 ist letztlich durchweg auf die analytische Musikästhetik fokussiert,
die speziell von Hanslicks Hypothese zum Problem von Gefühl und Musik
geprägt worden ist. Dieses Kapitel, das sich auch mit der generellen Plausi-
bilität der Hanslick’schen Beweisgründe beschäftigt, ist aus Hanslicks Pers-
pektive geschrieben, auch wenn man ihm bei vielen Punkten keineswegs voll-
ständig zustimmen kann. Dass etwa ‚Schönheit‘ aufgrund aktueller Prämissen
viel eher als allgemeine ästhetische Eigenschaften gefasst werden sollte und
dass Hanslicks Bindung an die klassizistische Sonatensatzform gänzlich über-
holt scheint, ist fraglos korrekt. Es soll hier aber dennoch versucht werden,
der Hanslick’schen Blickrichtung probeweise nachzugehen, was uns einer-
seits ermöglicht, Hanslicks Hypothese in den heutigen Kontext der analyti-
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423