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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 93 fühle erzeugt, ja auch, wenn es weder geschaut noch betrachtet wird. Denn das Schöne beruht auf sich gleich bleibenden Verhältnissen.“362 In der zweiten Auf- lage von Hanslicks VMS-Traktat kann dann eine ähnliche Textstelle gefunden werden: „Das Schöne ist und bleibt schön, auch wenn es keine Gefühle erzeugt, ja wenn es weder geschaut noch betrachtet wird“, womit diese kaum verdeckte Referenz abrupt endet, die Rede von den ‚sich gleich bleibenden Verhältnissen‘ übergangen und ein schon früher vorhandener Satzabschnitt angeschlossen wird: „also zwar nur für das Wohlgefallen eines anschauenden Subjects, aber nicht durch dasselbe“ (VMS, S.  26). Wenn Schäfke, der dieses direkte Exzerpt erstmals entdeckte, die besagte Variante als stilistische Modifikation bewerte- te,363 hat Grimm deren ganze Relevanz für die formale Ästhetik Hanslicks be- merkt,364 der sich der Herbart’schen Auffassung von konstanten Verhältnissen, die „wie der Grund seine Folge, das gleiche Urteil“ zeitigen – „und zwar, wie zu jeder Zeit, so auch unter allen begleitenden Umständen und in allen Verbin- dungen und Verflechtungen“365 – eben niemals anschloss366 und die historische Kontingenz von ästhetischen Eigenschaften reflektierte.367 In Hanslicks VMS-Traktat lässt sich aber eine weitere Passage finden, die das erörterte Vorurteil im Hinblick auf seinen ‚ahistorischen Formalismus‘ stärken konnte, wenn von ihm im dritten Kapitel der Charakter der Schön- heit genauer definiert wird, was absehbare Fehlschlüsse antizipativ entkräften sollte. Schönheit wird dort vom Architektonischen, Mathematischen, Symme- trischen, Regelmäßigen und Sprachlichen (VMS, S.  94–102) kategorisch unter- schieden, aber auch eine Separation von Musikhistorie und Musikästhetik emphatisch eingefordert (VMS, S.  91–94). Hanslick vertritt hierbei eine theo- 362 Robert Zimmermann, Studien und Kritiken zur Philosophie und Aesthetik, Wien 1870, Bd.  2, S.  240. 363 Schäfke, Eduard Hanslick (wie Anm.  21), S.  30. 364 Grimm, Zwischen Klassik (wie Anm.  19), S.  87 und 94f. 365 Johann Friedrich Herbart, Sämmtliche Werke, hrsg. von Gustav Hartenstein, Leipzig 1850– 1852, Bd.  8, S.  27. Vgl.: Wilfing, „Idealismus und Realismus“ (wie Anm.  43), S.  338–342; „Hanslick and the Origins“ (wie Anm.  50), Kap.  1 und die dort erörterte Forschung. 366 Zum Herbart’schen Ahistorismus und Hanslicks Einwänden vgl.: Landerer, „Aesthetica longa“ (wie Anm.  354); „Ästhetikprogramm“ (wie Anm.  19), S.  12–16; „Wiener Denkstil“ (wie Anm.  15), S.  93–96; Hanslick und Bolzano (wie Anm.  27), S.  100–103, 111f. und 127f.; „Österreichische Geistesgeschichte“ (wie Anm.  18), S.  61f.; Landerer/Zangwill, „Deleted Ending“ (wie Anm.  67), S.  93f.; Panaiotidi, „Alexandr Mikhailov“ (wie Anm. 29), S.  72 und 74f. 367 Siehe dazu etwa auch: Edgar, „Adorno and Analysis“ (wie Anm.  155), S.  443f. Bei meinem Kontakt mit Edgar im Jahr 2014 hat sich zudem gezeigt, dass seine folgende Äußerung einen wichtigen Druckfehler beinhaltet: „Herbart [recte: Hanslick] therefore suggests that analysis is as historically and culturally conditioned as composition (and the nature of the beautiful) itself.“ Ebda., S.  444.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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