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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 111 len Stücken nach Hanslicks Hypothese nicht exakt von den „Worte[n], der Handlung, der Dekoration getrennt werden“ könne (VMS, S.  53), da er falsche Schlüsse auf die spezifische musikalische Komponente unterbinden möchte, folgert Geck, dass vokale Musik „geringer zu schätzen“ und programmati- sche Instrumental musik „geradezu abzulehnen“ sei: „Kunstwert hat allein die ‚reine absolute Tonkunst‘.“440 Dass Geck hier aber kontextlos operierte, kann schon daraus ersehen werden, dass eine fundamentale Qualifikation von Hans- licks Textstelle komplett ignoriert wird, wie die folgende Passage bezeugt: „Sogar Tonstücke mit bestimmten Ueberschriften oder Programmen müssen wir ablehnen, wo es sich um den ‚Inhalt‘ [!] der Musik handelt“ (VMS, S.  53). Diese werden somit nirgends ‚geradezu abgelehnt‘, sondern lediglich metho- disch ausgesondert, da Hanslick sich schlicht weigert, aus einer poetisierten Musikgattung die intrinsischen Möglichkeiten der ‚reinen, absoluten Ton- kunst‘ abzuleiten. Trotz allem hatte Hübner ebenfalls vermutet, dass vokale Stücke von Hanslick als logische „Mißgestalt“ gesehen wurden,441 was man auch noch bei Blumröder und Steinbeck findet, für die Hanslicks Auffassung bedeutete, dass „jede Form der Vermengung der Künste“ von ihm durchweg abgelehnt wer- de,442 womit Hanslicks Argument aber eindeutig verfehlt wird.443 Diese Les- art hat sich dann auch im englischen Sprachraum zunehmend durchgesetzt: Aus der neueren Literatur sollen einzig zentrale Autoren wie Philip Alperson, Theodore Gracyk, Aaron Ridley, Robert Sharpe und Nick Zangwill genannt werden,444 die ebenfalls behaupten, dass Hanslick die ‚reine‘ Musik gegenüber gemischten Gattungen bevorzugt, Letztere gar als ‚subordinate‘ eingeschätzt und eine regelrechte Hierarchie der musikalischen Großformen implementiert 440 Martin Geck, Von Beethoven bis Mahler. Die Musik des deutschen Idealismus, Stuttgart/Wei- mar 1993, S.  128. 441 Kurt Hübner, Die zweite Schöpfung. Das Wirkliche in Kunst und Musik, München 1994, S.  32. 442 Christoph von Blumröder und Wolfram Steinbeck, Die Symphonie im 19. und 20.  Jahrhun- dert, Laaber 2002, Bd.  1, S.  140. Letzterer hat nochmals postuliert, dass Hanslick der „absoluten Musik die alleinige Existenzberechtigung zuerkannte“. Steinbeck, „Roman- tik als Klassik“, in Wiener Klassik. Ein musikgeschichtlicher Begriff in Diskussion, hrsg. von Gernot Gruber, Wien/Köln/Weimar 2002, S.  65–74, hier S.  72. 443 Aus rezenter ‚deutscher‘ Literatur siehe hier auch noch: Betzler/Nida-Rümelin/Cojocaru, Kunstphilosophie (wie Anm.  259), S.  406; Christoph Asmuth, „Was bedeutet Musik? Eine kritische Untersuchung musikalischer Referenz“, in MK 11 (2007), S.  70–86, hier S.  85; Peter Rinderle, Musik, Emotionen und Ethik, Freiburg/München 2011, S.  29. 444 Alperson, „Formalism and Beyond“ (wie Anm.  351), S.  260; Aaron Ridley, The Philosophy of Music: Theme and Variations, Edinburgh 2004, S.  77f.; R.  A. Sharpe, Philosophy of Music: An Introduction, Chesam 2004, S.  17; Nick Zangwill, Music and Aesthetic Reality: Formalism and the Limits of Description, London/New York 2015, S.  8; Theodore Gracyk, „Aesthetics of Popular Music“, in IEP, Kap.  1.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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