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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 190 staltung, die nur aus der subjektiven Perspektive der ästhetischen Beurteilung ausreichend ist – auch eine objektive Bedeutung aufweisen und ‚ästhetische Ideen‘ einschließen. In Kants Kritik werden selbige derart erklärt: „unter einer ästhetischen Idee aber verstehe ich diejenige Vorstellung der Einbildungskraft die viel zu denken veranlaßt, ohne daß ihr doch irgend ein bestimmter Gedan- ke, d.i. Begriff, adäquat sein kann.“927 Wie Budd zu Recht sagte, ist die künst- lerische Darstellung dieser ästhetischen Komponente keine zusätzliche Bedin- gung für ein formal schönes Objekt, sondern vielmehr eine unverzichtbare Vo- raussetzung: „Only if an item is the expression of aesthetic ideas is it a work of (fine) art, and, accordingly, its being a good example of the expression of aesthetic ideas is a necessary condition of its being valuable as art.“928 Folglich haben Objekte, wenn sie als ‚schöne Kunst‘ gelten sollen, zwei sich ergänzende Prämissen: Ihre formale Struktur müsste unsere kognitiven Fakultäten in ein ‚freies Spiel‘ bringen und ästhetische Ideen präsentieren.929 Für die behandel- te Problematik des ästhetischen Formalismus der Kant’schen Urteilskritik hat Kivy zutreffend festgehalten: „Contrary to what some people may think, Kant was not a formalist in his philosophy of art […]. On the contrary, he believed that works of art, being representational, have a ‚content‘ or ‚meaning‘ and that this content or meaning is an essential part of their nature.“930 Dieser Entwurf der ‚schönen Künste‘ sowie deren duale Prämisse hatten bekanntlich gravierende Konsequenzen für die ästhetische Wertigkeit von ‚rei- ner‘ Musik. Wenn Kant sich auch schließlich entscheidet, ‚reine‘ Musik – die nur ein „Spiel der Empfindungen“ sei – als ‚schöne Kunst‘ anzusehen, was von ihm mit der mathematischen Beschaffenheit der einzelnen Tonstufen sowie deren künstlerischen Verknüpfungen erklärt wurde, ordnet dieser die divergierenden Kunstgattungen dann doch nach ihrer jeweiligen Wertigkeit.931 Wie man sicher- lich vermuten konnte, hat die Poesie für ihn die höchste Position, doch ‚reine‘ 927 Ebda., S.  202 (§49, A313–314). 928 Budd, Values (wie Anm.  450), S.  34. Vgl.: Yanal, „Kant on Beauty“ (wie Anm.  922); Dowling, „Moderate Formalism“ (wie Anm.  922), S.  97f.; Elisabeth Schellekens, „Imma- nuel Kant (1724–1804)“, in Aesthetics: The Key Thinkers, hrsg. von Alessandro Giovannelli, London/New York 2012, S.  61–74, hier S.  68f. 929 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  67 (§9, A217). 930 Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  56f. Für das komplette Argument vgl.: ders., Ancient Quarrel (wie Anm.  5), S.  35–42. Siehe dazu auch: Nick Zangwill, „Feasible Aesthetic Formalism“, in Noûs 33/4 (1999), S.  610–629, hier S.  613; Paul Guyer, Kant, London/ New York 2006, S.  321. Für diesbezügliche Gegenstimmen vgl.: Kirk Pillow, Sublime Understanding: Aesthetic Reflection in Kant and Hegel, Cambridge, Mass./London 2000, Kap.  2; Dabney Townsend, „Art and the Aesthetic: Hume, Kant, and the Essence of Art“, in Art and Essence, hrsg. von Stephen Davies und Ananta Ch. Sukla, Westport, Conn./London 2003, S.  75–94, hier S.  87. 931 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  216–218 (§51, A324–325).
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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