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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur-Theorie 321 talen Abläufen und akustischen Ereignissen eine schwächere Analogie vor- herrscht, als bei dem emotionalen Mienenspiel von Mensch und Hund, da Ers- tere medial distinkt sind. Das ist ein Problem der ‚cross-modal experi enced resemblance‘,1637 das Kivy später selbst zweifelnd betrachtet: „Can music sound like a gesture or bodily posture? Can sense modalities be crossed that way? There is certainly plenty of room for doubt about it.“1638 Wenn Davies trans- mediale Empfindung als psychische ‚Faktizität‘ bezeichnet,1639 ist dies aber keine adäquate Erklärung, da der Eckpfeiler des ‚enhanced formalism‘ einzig gesetzt, nicht belegt wird.1640 Die Evolutions-Hypothese gerät damit zum zent- ralen Baustein der Kontur-Theorie, der zwingend akzeptiert werden müsste, um die Priorität der Analogie von Gefühl und Musik angemessen aufzuzeigen. Für Hanslick, welcher bereits das Schöne radikal objektiv begreift, wären sol- che Animations-Tendenzen so subjektiv gewesen, dass sie von ihm als unquali- fizierte psychologische Hilfshypothese erachtet worden wären. Wenn Kivy die fundierten Vorbehalte gegenüber der Evolutions-Hypothese auch deutlich erkannte, hat er das ‚argument from disagreement‘ aus Hanslicks VMS-Traktat trotzdem abgelehnt, das die gesamte Theorie des ‚enhanced for- malism‘ endgültig widerlegt hätte. In Kivys Worten lautet dieses: „There is no general agreement about whether or not any particular X is φ; therefore, φ cannot be an objective property of Xs.“1641 Wie Kivy korrekt bemerkt, ist das angeführte Argument ein ‚non sequitur‘, weil sich aus allgemeiner Uneinigkeit über eine spezifische Eigenschaft nicht folgern lässt, dass keine jener erörterten Qualitäten auf das Objekt ‚Musik‘ passe. Und Kivys Kritik wäre auch vollauf legitim, wenn Hanslick ein derartiges Argument tatsächlich formuliert hätte, was aber nicht der Fall ist. Denn musikalische Expressivität ist für Hanslick ein ‚objective property of Xs‘, welche jedoch nicht entschieden determiniert und aus diesem Grund für die szientifische Musikästhetik unbedeutend ist, was die theoretische Stoßrichtung von Hanslicks Hypothese gänzlich verändert. Wie zuvor schon gezeigt werden konnte, votiert dieser nicht für die durchgängige 1637 Ebda., S.  102. Vgl.: Nussbaum, Representation (wie Anm.  1406), S.  229f.; Levinson, „Hear- ability-as-expression“ (wie Anm.  1284), S.  105; Zangwill, Aesthetic Reality (wie Anm.  444), S.  56f. 1638 Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  46. 1639 Davies, „Philosophical Perspectives“ (wie Anm.  1290), S.  184. Vgl.: Sparshott, „Music and Feeling“ (wie Anm.  1417), S.  28; Ridley, Music, Value, Passions (wie Anm.  1077), S.  111f. 1640 V.  A. Howard, „Kivy’s Theory of Musical Expression“, in JAE 27/1 (1993), S.  10–16, hier S.  13; Rinderle, Expressivität (wie Anm.  674), S.  114f.; Appelqvist, „Music Wine“ (wie Anm.  392), S.  21. 1641 Kivy, Corded Shell (wie Anm.  673), S.  46.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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