Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 18 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 18 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 18 -

Image of the Page - 18 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 18 -

18 I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche werden eher als graue, langweilige Existenzen abgehandelt. Gerade weil Beamte und Bürokratie als dienende Institution der Politik im Hintergrund agieren, kön- nen sie ungehindert mächtig werden. Mit der Feststellung, dass die Bürokratie eine wichtige Institution darstellt und die Personen, die darin lebten und arbeiten, da- her von Bedeutung sein müssen, ist das eigentliche Ergebnis der vorliegenden Stu- die vorweggenommen. Doch die Welt der Bürokratie ist äußerst facettenreich, und daher soll sie genauer unter die Lupe genommen werden. Die Bürokratie bildete einen eigenen Mikrokosmos mit dazugehörigen Gesetzen und Regeln, sie repräsen- tiert auch personell bzw. sozial eine eigene Welt, in der sich allerdings die gesamte jeweilige Gesellschaft widerspiegelt. Es gibt in diesem bürokratischen Kosmos so- zial ein sehr stark ausgeprägtes „Oben“, eine „Mitte“ und ein „Unten“. Wenn wir uns auf politische Einflussnahme, gesellschaftliche Bedeutung, kulturelles Gewicht konzentrieren wollen, bietet sich die Spurensuche innerhalb der Eliten im bürokra- tischen Mikrokosmos an. Doch selbst deren Bedeutung tritt selten offen zutage, da auch hohe und höchste Beamte als Exekutive meistens im Hintergrund der Ent- scheidungen agierten (und agieren). Vordergründig werden die Verfügungen, die Beamte getroffen haben, in der Öffentlichkeit als die der Politiker oder Regenten präsentiert, und nur wenige Beamte bekannten (und bekennen) sich, bestimmte Wege vorgegeben, gewisse Entscheidungen getroffen zu haben. Ein paradoxer Hemmschuh für Historikerinnen und Historiker, die, eingeschlossen in ihre Pro- vinz des Heute, den Kosmos vergangener Bürokratien nicht einfach durchschauen können! Aus nachzulesenden Akten sind nur selten Entscheidungen von Beamten zu entnehmen – ein Problem, von dem bald die Rede sein wird. Im Vergleich mit der Entstehung eines modernen Beamtentums, dem mein Buch „Gehorsame Rebellen“2 gewidmet ist, nahm sich in den Anfängen meiner Recherchen das franzisko-josephinische Beamtentum wenig spektakulär, ja gera- dezu langweilig aus, waren doch die wesentlichen Maßstäbe viel früher gesetzt worden. Die Entwicklung war damals, zwischen 1750 und 1848, dramatischer ver- laufen. In der Epoche zwischen der Revolution von 1848 und dem Ersten Welt- krieg war gegenüber diesen früheren, aufregenden Zeiten vordergründig nur we- nig passiert – bis auf die endgültige Festlegung des Beamtenrechtes, das erst am Ende der Periode 1914 geschah.3 Die Wege der Bürokratie waren vorgezeichnet, sie schien ihren geregelten Gang zu gehen. Doch der Schein trog. Es stellte sich 2 Siehe auch WALTRAUD HEINDL, Gehorsame Rebellen. Bürokratie und Beamte in Öster- reich (1780–1848) (= Studien zu Politik und Verwaltung 36, Wien/Köln/Graz 1991). 3 Behandelt in Kapitel: „Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung“.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine