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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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3. Definitionen, Details und Daten 33 64.000, die vertragsmäßig Angestellten zählten 59.159, das Wachkorps 33.246 und die Unterbeamten und Diener 28.868.31 Das stellte eine Beamtenvermehrung von ein wenig mehr als 11.300 innerhalb von ca. einem bis zwei Jahren dar – ob- wohl der Finanzminister 1913, also nur ein Jahr später, dem Reichsrat gegenüber die Gesamtzahl der Staatsangestellten ohne Militär und Gendarmerie mit nur 403.351 bezifferte, was bedeutete, dass die Staatsangestelltenzahl innerhalb eines Jahres – kaum glaubhaft – um ca. 24.000 geschrumpft wäre. Tatsächlich dürften im Gegenteil die Zahlen des Katholischen Volksbundes tendenziell der Zählung von Peter Urbanitsch entsprechen, der sich der Mühe unterzog, die Beamten der Wiener Zentralstellen (mit Ausnahme der Militärbeamten und der Obersten Ge- richtshöfe) sowie die hohen Staatsbeamten in den Kronländern in den Jahren zwischen 1901 und 1911 einer Zählung nach den Hof- und Staatshandbüchern zu unterziehen, und dabei feststellte, dass sich der hohe Beamtenstand in den Zen- tralstellen zwischen 1901 und 1910 verdoppelte und in den Kronländern sogar um 120 % anstieg.32 Kritikern dieser wunderbaren Beamtenvermehrung ist allerdings entgegenzuhalten, dass der Verfassungsstaat mittlerweile auch weit mehr Kom- petenzen zu bewältigen hatte. Die Einführung und erst recht die Durchsetzung des Verfassungsstaates seit 1867 mit dem Parlament, den Höchstgerichten, mit den autonomen Behörden und zahlreichen Kontrollorganen, geschweige denn der virulent gewordene Ausbau der Eisenbahnen erforderten einen weit höheren Stab an Beamten, als es vor 1867 notwendig gewesen war, das heißt, dass ange- sichts dieser Aufgaben sowie der beträchtlichen Bevölkerungsvermehrung (die Bevölkerung in Cisleithanien stieg von 17,534.948 im Jahr 1851 auf 27,963.872 im Jahr 1910) der Zuwachs im Beamtenstand zumindest zum Teil gerechtfertigt war. Vom Anteil der seit den 1890er-Jahren stark zunehmenden Parteipolitik an der Steigerung der Beamtenposten wird noch die Rede sein. Zum Vergleich: Die Republik Österreich zählt heute angeblich 134.000 Bun- desbedienstete, dazu müssen allerdings noch ca. 100.000 Mitarbeiter in den aus- gegliederten Betrieben (ÖBB, Asfinag, Universitäten) gezählt werden, deren Ge- hälter vom Staat bestritten werden müssen. Die Länder zählen 143.000 öffentlich Bedienstete und 85.000 Angestellte in den ausgegliederten Betrieben der Bundes- länder. Zusammen machen damit die vom Staat bezahlten Beamten und Ange- 31 SOZIALE VOLKSSCHRIFTEN, hg. von der Zentralstelle des Katholischen Volksbundes (o. J. ca. 1912), 4, bei HERTA HAFNER, Der sozio-ökonomische Wandel der österreichischen Staats- angestellten 1914–1924 (phil. Diss., Universität Wien 1990), S. 81. 32 URBANITSCH, The High Civil Service, S. 198.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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