Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 51 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 51 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 51 -

Image of the Page - 51 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 51 -

51 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder sehen wollte, seine Vorstellungen und Erwartungen. Bach rief energisch in Erin- nerung, dass die Entscheidungsbefugnis für alle Amtshandlungen auf den Amts- chef – von den Bezirksbehörden bis zu den Ministerien – übertragen worden war, wodurch ein rasches und sicheres Durchgreifen der Staatsgewalt bis ins letzte Dorf gewährleistet werden sollte.74 Bach erreichte damit eine Stärkung der Zentralge- walt, die sich vor allem in den Händen des Innenministers konzentrierte. Die Arbeitsfelder der Statthaltereien, die ihnen Bach zuteilte, sicherte ihnen die Position der wichtigsten Behörde in den Ländern. Bach war die Mühe nicht zu viel, die Aufgaben der Ämter und der darin werkenden Beamten wortwört- lich aufzulisten: „die Evidenzhaltung der Bevölkerung; die Erhebung und Zu- sammenstellung statistischer Daten; die Mitwirkung zur Ergänzung, Verpflegung und Einquartierung des Heeres; das Vorspanns-Wesen; die Überwachung der Geburts-, Ehe- und Sterbe-Register; das Paß-, Heimats- und Fremdenwesen; die Verwendung der Gendarmerie oder des ihre Stelle vertretenden Wache-Corps; die Gewerbs- und Handels-Sachen; das Sanitätswesen; die Gemeindeangelegenheiten; die Kirche-, Schul- und Stiftungs-Sachen; die Oberaufsicht über die Wohlthätig- keits- und Humanitäts-Anstalten und über alle öffentlichen Institute; die Sorge für die Integrität und Evidenzhaltung der Reichs- und Landesgrenzen und für die Instandhaltung der Land- und Wasserstraßen; die Mitwirkung bei der Ver- messung, Einhebung und Abschreibung der direkten Steuer- und Gefälls-Gesetze; die Landes-Cultursachen; die Überwachung der Presse und der Assoziazionen; die Privilegien-Angelegenheiten; die Angelegenheiten bei der Expropriazion, bei Streitigkeiten über Wasserrechte und Bauten; bei der Bildung der Geschworenen- Listen und bei der Organisazion und Verwendung der Bürger-Wehr; die Ver- fassung der Vorschläge für die politische Administrazion, für die Straßen- und Wasserbauten und für die Staats-Anstalten des ämtlichen Bezirkes“.75 Der Statt- halter wurde mit der Führung auch jener Landesangelegenheiten betraut, die an und für sich nicht dem Ministerium des Inneren unterstellt waren. So wurde der Statthalter Leiter der Finanzlandesdirektion bzw. Steuerdirektion, der Kultus- und Unterrichtsangelegenheiten, der Polizei-, Handels- und Gewerbesachen, Bauan- gelegenheiten, Landeskultur sowie der Landesausschüsse, was letzten Endes mit einer enormen Erweiterung der Machtsphäre des Ministeriums des Inneren ver- 74 FRIEDRICH WALTER, Die österreichische Zentralverwaltung. III. Abteilung: Von der März- revolution 1848 bis zur Dezemberverfassung 1867, 1. Band: Die Geschichte der Ministerien Kolowrat, Ficquelmont, Pillersdorf, Doblhoff, Wessenberg und Schwarzenberg (= Veröffent- lichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Wien 1964), S. 367 f. 75 WALTER, Zentralverwaltung III/2, S. 56.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine