Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 124 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 124 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 124 -

Image of the Page - 124 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 124 -

IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 124 1889 in das Finanzministerium in Wien berufen und zum gesuchten Fachmann vor allem für Zollfragen wurde. Der 1865 in Gottschee (Kočevje) geborene Dr. Ri- chard Wenedikter (Ernennung zum Sektionschef am 10. Dezember 1918, also kurz nach Ausrufung der Republik), begann seine Karriere 1889 in der Landesregierung seines Heimatkronlandes Krain in Laibach und wurde danach bei den Bezirks- hauptmannschaften in Rudolfswerth (Novo mesto), Gottschee, Radmannsdorf (Radovljica) tätig. Er wurde wieder in die Landesregierung nach Laibach versetzt und dann in das Innenministerium nach Wien berufen.121 Für die Generation der in den 1870er-Jahren Geborenen (die in der Regel erst in der Ersten Republik zum Sektionschef ernannt wurden) galt dieser Karriere- verlauf zum Teil noch, wie für den Absolventen der Rechtswissenschaften und der montanistischen Studien Franz Aggermann von Bellenberg (geboren 1872 in Schluckenau [Šluknov] in Böhmen, Sektionschef 1926), der seine Laufbahn in der Bergdirektion in Brüx (Most) in Böhmen begann und 1917 als Bergrat in das Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien berufen wurde, oder für den wich- tigen Wirtschaftsfachmann Dr. jur. Ludwig von Alexy, 1871 in Salzburg geboren, Eintritt in den Staatsdienst 1892 bei der Landesregierung in Salzburg, der bereits 1899 in das Innenministerium kam und 1917 zum Sektionschef ernannt wurde.122 Immer mehr wurde es jedoch Brauch, an einem Dienstort, ja auch in derselben Behörde zu bleiben. Der Theresianist Dr. Alexander Angerer beispielsweise, 1868 in Wien geboren, wurde zwar kurz nach seinem Eintritt in den Staatsdienst bei den Bezirkshauptmannschaften in Baden und Mödling verwendet, man berief ihn aber sehr bald, 1901, in das Innenministerium, wo er mit dem Versatz- und Versteigerungswesen betraut wurde, das 1905 zum Handelsministerium kam, wo er 1920, also bereits in der Ersten Republik, zum Sektionschef ernannt wurde. 1921 war er als Mitglied der Großdeutschen Partei kurzzeitig Bundesminister für Handel, Gewerbe, Industrie und Bauten. Ähnlich erging es Dr. jur. Artur Aigner Ritter von Aigenhof, geboren 1876 in Wien: er trat 1905 als Postkonzipist in das Handelsministerium ein und blieb dieser Behörde sowie dem Postwesen treu, bis er 1925 zum Sektionschef ernannt und 1933 wegen seiner „nationalen Einstellung“, wie er selbst im Gauakt angab, frühzeitig pensioniert wurde.123 Der Radius der Stationen innerhalb eines beamteten Berufslebens wurde, wie 121 Die vier Beispiele ENDERLE-BURCEL, FOLLNER, Diener vieler Herren, S. 148, 311 ff. und 478. 122 ENDERLE-BURCEL, FOLLNER, Diener vieler Herren, S. 26 und 28. 123 ENDERLE-BURCEL, FOLLNER, Diener vieler Herren, S. 33 ff. und 27 f.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine