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IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn?
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getrieben. Redlich wertete sie als großen Erfolg.251 Doch er, der jahrelang dieses
Ziel verfolgt hatte und weiter dafür arbeitete, berichtete in seinen Tagebüchern
wenig über den Verlauf der Debatten.252 Die Diskussionen zeigen allerdings die
unterschiedlichen Vorstellungen, die über das „ewige Thema“ Verwaltungsreform
innerhalb der hohen Bürokratie seit den 1850er-Jahren herrschten. Die grundle-
genden Probleme, etwa die Doppelgleisigkeit der Verwaltung, konnten freilich
auch durch sie nicht aufgehoben werden, da die Kommission Kielmansegg zu-
folge nach einigen Jahren sanft entschlafen sollte.253 Der Erste Weltkrieg machte
allen Neuerungsversuchen ein Ende.
251 REDLICH, Schicksalsjahre Österreichs 1, Tagebücher, 13. Mai 1911, S. 358.
252 Eine Ausnahme bildet der 3. Juli 1913, REDLICH, Schicksalsjahre Österreichs 1, Tagebücher,
S.
550.
253 KIELMANSEGG, Kaiserhaus, Staatsmänner, S. 71 f. und 295 f. Ein umfangreicher Aktenbe-
stand zeigt die emsige Tätigkeit dieser Kommission, Ministerrat, Präsidium I/6 C: Kommission
zur Förderung der Verwaltungsreform 1911–1917, Kielmanseggs Vorschläge in Karton 45, ÖSTA.
Zu den Arbeiten der Reformkommission ausführlich DEAK, The Austrian Civil Service, S.
349–392.
Josephinische Mandarine
Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Josephinische Mandarine
- Subtitle
- Bürokratie und Beamte in Österreich
- Author
- Waltraud Heindl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78950-5
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 336
- Keywords
- Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
- II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
- III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
- 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
- 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
- 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
- 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
- 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
- IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
- 1. Wandel der politischen Strukturen 85
- 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
- 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
- 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
- 5. Nationale Illustrationen 106
- 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
- 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
- 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
- 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
- 10. Generationenkonflikte um 1900 160
- V. Das soziale Umfeld 165
- VI. Inszenierungen 235
- VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
- VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277