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V. Das soziale Umfeld
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gestiegen und betrug 26,2 kg pro Kopf. Daher: Rindfleisch zählte immer noch zu
den billigen Fleischsorten, obwohl der Preis von 1800 bis 1910 auf ca. das Fünffa-
che gestiegen war. Der Genuss von reichlich Fleisch wurde auch im Beamtenleben
als ausgesprochener Luxus empfunden. Darauf weist die Begeisterung hin, die in
der Familie des Hofbeamten Mayr über die Deputate an „Wein aus dem Hofkel-
ler, Wildbrett von den Hofjagden, Hasen, Fasane, Rebhühner und jährlich aus
dem Tiergarten ein junges Wildschwein“ herrschte, nachdem Friedrich Mayr den
Rang eines Hofrates erreicht hatte.358 Die Gewohnheit der Beamten, Rindfleisch
zu verzehren, die als Symbol der Kaisertreue interpretiert wurde, mag daher in
erster Linie einem sparsamen Lebensstil geschuldet sein, der durch das kaiserliche
Vorbild geadelt wurde und überdies den Kriterien der Beamtenmoral entsprach.
Vergleichen wir die Gehälter der Beamten mit den Lebenshaltungskosten, die in
der langen Periode zwischen 1848 und 1914 (selbstverständlich) sowohl zeitlich als
auch nach Regionen sehr variierten, so wird dieser Verdacht bestätigt. Nach der
Neuregulierung der Rangklassen und Beamtengehälter im Jahr 1873 werden (wie
358 FRIEDRICH FREIHERR von MA�R, Geschichte der Familie Mayr, Manus, S. 61, PA HEN-
CKEL-DONNERSMARCK.
Josephinische Mandarine
Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Josephinische Mandarine
- Subtitle
- Bürokratie und Beamte in Österreich
- Author
- Waltraud Heindl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78950-5
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 336
- Keywords
- Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
- II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
- III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
- 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
- 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
- 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
- 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
- 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
- IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
- 1. Wandel der politischen Strukturen 85
- 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
- 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
- 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
- 5. Nationale Illustrationen 106
- 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
- 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
- 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
- 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
- 10. Generationenkonflikte um 1900 160
- V. Das soziale Umfeld 165
- VI. Inszenierungen 235
- VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
- VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277