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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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263 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler gen“ zuging. Auch ein Max Burckhard (1854–1912),550 Dozent des Privatrechts an der Universität Wien, Hofrat am Verwaltungsgerichtshof und Beamter im Minis- terium für Cultus und Unterricht, Schriftsteller einer Reihe von dramatischen Wer- ken, wurde schließlich als Direktor des k. k. Hofburgtheaters (1900–1909) ein lei- tender Bürokrat im Staatsdienst. Er war bereits vorher eine im Kulturleben Wiens hoch angesehene Persönlichkeit, ein Freund und Salonbesucher von Alma Mahler gewesen (die er als Deutschnationaler angeblich antisemitisch beeinflusste). Auch der erwähnte Schriftsteller und Beamte im Unterrichtsministerium Max von Mil- lenkovich-Morold wurde Burgtheaterdirektor, er wurde allerdings von Kaiser Karl wegen seiner deutschnationalen Gesinnung im Jahr 1918 seiner Funktion enthoben (und später als nationalsozialistischer Schriftsteller berühmt).551 Mahler und Burck- hard sowie alle anderen Direktoren der Hofoper und des Hofburgtheaters oder auch der spätere Professor an der Wiener Universität (ab 1861) und Musikkritiker Eduard Hanslick sind nicht in die Reihe der typischen Beamten zu stellen. Hanslick bei- spielsweise vermerkte sehr freimütig, dass er kein Beamter „von Beruf und Neigung“ gewesen sei.552 Doch wer würde vermuten, dass der Operettenkomponist Carl Zeller (1842–1898), dessen „Vogelhändler“ ein Publikumsschlager wurde, studierter Jurist und wohlbestallter Kunstreferent im Unterrichtsministerium war?553 Doch es blieb auch diesen Künstlern nicht erspart, genauso wie ihre weniger musisch orientierten „Kollegen“ in den Verwaltungsbehörden mit Dienstrecht, Personalangelegenheiten, Gehältern, Gehaltsvorrückungen, Budgets und anderen bürokratischen Angelegen- heiten zu kämpfen. Die dichtenden Beamten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Beamtenschaft stark vertreten waren, scheinen zumindest zum Teil gleichzei- tig hervorragende Beamte, Autoren juristischer Abhandlungen und Schriftsteller gewesen zu sein. Hans von Perthaler (1816–1862) schrieb Gedichte, Novellen und ebenso ausgezeichnete juristische Werke (u. a. verfasste er die Thronrede für Franz Joseph anlässlich der Eröffnung des Reichsrats 1861).554 Der bereits erwähnte Ge- 550 ÖSTERREICHISCHES BIOGRAPHISCHES LEXIKON 1815–1950, Band 1 (Wien 1957), S. 127. 551 Eingehend in seinen Memoiren (publiziert 1940) beschrieben, dessen Titel „Vom Abend zum Morgen. Aus dem alten Österreich ins neue Deutschland“ Bände spricht. 552 HANSLICK, Aus meinem Leben, S. 149. 553 WOLFGANG MANTL, Liberalismus und Antiliberalismus in Österreich. Eine Spurensuche. In: Liberalismus und Antiliberalismus. Interpretationen und Perspektiven, hg. von Emil Brix und Wolfgang Mantl (Wien/Köln/Graz 1996), S. 30 f. 554 HANS von PERTHALER, Hans von Perthaler’s auserlesene Schriften, hg. vom Ambros Mayr, Band 1: Biographie, lyrische Dichtungen, schöngeistige Prosa aus dem Briefwechsel (Wien 1883);
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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