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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 271 Vaters, der Name der Mutter, die Geschwister waren gleichermaßen für das Amt uninteressant. In den jährlich erscheinenden „Almanachen der k.k. österreichischen Staatsbahnen“578 finden sich diese Posten und die weiteren Versetzungen fein säuberlich verzeichnet. 1899/1900 kehrte er von Innsbruck in seine Heimatstadt Krakau in die k. k. Staatsbahndirection, Abteilung für Rechts- und allgemeine Verwaltungsangelegenheiten, zurück. 1901 finden wir ihn bereits im k. k. Eisen- bahn-Ministerium in Wien, und zwar in der II. Section für administrative und juridische Angelegenheiten des Eisenbahnwesens, wo er im Departement 16 „für Angelegenheiten des Personen- und Gepäckstarifs“, dann des Transportdienstes Dienst tat. 1902/1903 sowie 1903/1904 war er dem Departement 6 „für Organisa- tion und sonstige Verwaltungsangelegenheiten“ als Bahnkommissär zugeteilt. In den Jahren 1905/1906 finden wir ihn in der Section II A, Departement 6 A „für außertarifmäßige Fahrbegünstigungen etc.“, und zwar in der Amtsbibliothek, mit deren Leitung er beauftragt wurde579 – Ähnlichkeiten mit den literarischen Äm- ternamen, die Herzmanovsky mit Vorliebe verwendete, sind nicht von der Hand zu weisen. Sein Gehalt betrug 3.600 oder 4.000 oder 4.400 Kronen. Die Amtsbi- bliothek war wahrscheinlich die von Janikowski erträumte Position, die zugleich die Endstation seines Lebens werden sollte, denn (vermutlich im September) 1909 wurde er in die Krankenanstalt Steinhof eingeliefert, wo Oskar Kokoschka das eindrucksvolle Bild anfertigte. So weit zu dem im Staatsdienst verbrachten Leben von Dr. Ludwig Ritter von Janikowski, das bis zu seiner Erkrankung ein Beamten- schicksal von vielen darstellte. Wir wissen nicht, warum er gerade den Dienst bei den Eisenbahnen wählte. War es das fortschrittliche Image, das Eisenbahnen in dieser Zeit als moderne technische Errungenschaft hatten, das intelligente, neugierige, junge Leute in ihren Bann zog? Vielleicht tat sein früh verstorbener Vater, wie einer seiner Briefe vermuten lässt, ebenfalls Dienst bei den Eisenbahnen.580 Die kurze Kar- riere war sicher bunt, was den Wechsel seiner Dienstorte betrifft, von dem wir allerdings nicht wissen, ob er jeweils von unserem Kandidaten gewünscht war. Das Leben Janikowskis konnte in den Funktionen, in denen er arbeitete, jedoch weder aufregend noch fordernd gewesen sein. Er hat, um es vorwegzunehmen, 578 ALMANACH DER K. K. ÖSTERREICHISCHEN STAATSBAHNEN 1896–1909. 579 ALMANACH DER K. K. ÖSTERREICHISCHEN STAATSBAHNEN 1905/06. 580 Janikowski an Karl Kraus, Steinhof, Juni 1910, H.I.N. 174.163, WIENBIBLIOTHEK IM RAT- HAUS, Handschriftensammlung, Teilnachlass Karl Kraus.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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