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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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230 | Kommunen im Klimawandel Da eine Replizierung und Skalierung von Best Practice-Beispielen – wie von den Best Practice-Produzenten erhofft – in der kommunalen Praxis nur schwer umzuset- zen ist, nehmen gute Praxisbeispiele überwiegend polit-strategische Regierungsfunk- tionen ein: um politische Interventionen zu legitimieren, verschiedene Akteursgrup- pen zu überzeugen, die Politik auf anderen Ebenen zu beeinflussen, das Image der Stadt zu pflegen und neue finanzielle Mittel einzuwerben. Dies wiederum reduziert die Potenziale für ein vertieftes Lernen in Bezug auf Know-how, prozess- und an- wendungsorientiertem Wissen, das für die Erreichung der Klimaziele aus Sicht der Klimaschutzmanager unerlässlich ist. Die Regierungstechnologie Best Practice scheitert somit zumindest teilweise an der Operationalisierung der Hauptziele der po- litischen Rationalitäten und Programme: der Replikation und dem Up-scaling erfolg- reicher Pilotprojekte zur Optimierung und Effizienzsteigerung des Regierungshan- delns, damit der Wandel hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschleunigt werden kann. So wird wiederholt deutlich, dass Regierungstechnologien nicht ein- fach Ausdruck oder Effekt ihrer Rationalitäten und Programme sind, sondern ihrer eigenen Logik folgen und so für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können – und dabei unterschiedliche Bedeutungen annehmen können. Zur Steigerung des transformativen Potenzials von Best Practices müsste man sich dagegen stärker auf die Praktiken hinter den Erfolgsgeschichten konzentrieren mit ihren Problemen, Hür- den und Misserfolgen, die der erfolgreichen Umsetzung vorausgingen. Mehr Auf- merksamkeit sollte daher den Stillständen, Misserfolgen und Spannungen der alltäg- lichen Politikgestaltung geschenkt werden (Webber 2015). Deshalb erachte ich es auch für wenig zielführend – wie Dean (1999) vorschlägt –, unter Regierungstechnologien nur organisierte, auf ein bestimmtes strategisches Ziel ausgerichtete Formen der Regierungspraxis zu fassen. Damit geraten nämlich weniger systematische Praktiken und Routinen – Gespräche, Telefonate, Lesen, Re- cherchen, Vorträge usw. –, die Teil der praktischen Ausgestaltung von Regierung sind, aus dem Blickfeld. Doch auch diese routinierten und weniger strategischen Vor- gehensweisen wirken an der Erschaffung, der Transformation oder Stabilisierung des Praxisregimes und seiner Regierungsobjekte mit, indem sie zur Übersetzung von Re- gierungsrationalitäten in die Praxis beitragen. Eine erweiterte praxistheoretische Be- trachtung über die rein strategische Regierungspraxis in Form von Regierungstech- nologien hinaus ist an dieser Stelle hilfreich, um das Verhältnis zwischen dem Ziel der systematischen Nachahmung durch Best Practice-Blaupausen und den tatsächlich stattfindenden Nachahmungsprozessen mittels Praxisbeispielen besser einordnen zu können. „Die Nachahmung kann erzwungen werden oder spontan sein, gewählt oder unbewußt [sic!], mehr oder weniger schnell, immer breitet sie sich jedoch regelmäßig aus wie eine Lichtwelle oder ein Termitenstamm.“ (Tarde [1890] 2009: 26)
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Title
Kommunen im Klimawandel
Subtitle
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Author
Nanja Nagorny-Koring
Publisher
transcript Verlag
Location
Bielefeld
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Size
15.4 x 23.0 cm
Pages
324
Categories
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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