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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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236 | Kommunen im Klimawandel ganz einfache Maßnahmen machen – Energiesparlampen oder LED-Birnen statt Glühbirnen oder irgendwie Kurzstrecken per Fahrrad usw., die haben da ja so sechs, sieben Maßnahmen auf ihrer Liste – die man dann verkünden kann, dass man die jetzt macht, und dann ist man eben ‚Klimabotschafter‘. Und da habe ich dann überlegt, wie kann man diese beiden Aspekte miteinander verbinden? […] Und das ist jetzt unser Plan, dass wir versuchen, die Unternehmen, die ja praktisch Beiträge für den Klimapakt zahlen sollen, dass wir die dahin bewegen, dass wir zu denen sagen: ‚Ihr könnt euren Mitgliedsbeitrag, den ihr zahlen müsst, ein bisschen reduzie- ren, wenn ihr unseren ‚Klimabotschaftern‘ Vergünstigungen anbietet‘.“ (IK-1, 2015: 5-13) Die Geschichte zeigt zum einen, wie tief sich teilweise die Regierungsrationalität des Prinzips der Nachahmung in individuelle Regierungspraxis einschreibt und zum an- deren, dass selbst „normale“ Wiederholungsvorgänge nicht ohne „Erfindungen“ aus- kommen. Als der Bensheimer Klimaschutzbeauftragte gezielt versuchte, Best Prac- tices – als wiederholbare Praxisformationen – von ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und mit neuen Kontexten zu verbinden, hatte dies zwangsläufig eine Verschie- bung der Praxis zur Folge und ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess wurde ini- tiiert. Gleichzeitig verdeutlicht diese Geschichte auch, dass jede Innovation – wie der „Klimapakt“ aus Flensburg oder die „Klimabotschafter“ aus Osnabrück – fast auto- matisch einen neuen Nachahmungsfluss anregt, deren Quelle die Neuerung ist (Borch und Stäheli 2009: 16). Für Tarde ([1890] 2009: 10) ist deshalb selbst der größte Nach- ahmer gleichzeitig auch immer ein Erneuerer und im Umkehrschluss Neuerung ohne Nachahmung überhaupt nicht möglich. Schäfer (2016: 140) weist in diesem Zusam- menhang darauf hin, dass ein „Ereignis, das sich wiederholt, […] insofern nicht das- selbe [ist], als sich die Bedingungen, unter denen es auftritt, bei seinem Wiederauftritt verändert haben“. Die Möglichkeit für politischen Wandel ist also bereits in der Nachahmung als Praxis angelegt (Cidell 2015): „[…] because performances occur within messy and complex social spaces, they can never be exactly replicated. Para- doxically, then, besides fixing or institutionalizing certain beliefs and practices, rep- etition and recounting also offer opportunities for experimentation and change.“ (Li- vesey et al. 2009: 427) Damit wird ein Denken in Möglichkeiten und Kontingenzen eingeführt; oder mit den Worten Tardes ([1890] 2009: 31): „Die Wiederholungen gibt es also um der Va- riationen willen.“ Das heißt, dass jede umgesetzte Praktik und jedes Ereignis nur eine Möglichkeit von vielen ist. Durchfließt ein Nachahmungsstrom diesen Pool an Mög- lichkeiten, so können diese aufeinandertreffen und durch eine Rekombination Neue- rungen hervorbringen, die aber bereits zuvor in den Möglichkeiten selbst enthalten waren (Borch und Stäheli 2009: 17).
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Title
Kommunen im Klimawandel
Subtitle
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Author
Nanja Nagorny-Koring
Publisher
transcript Verlag
Location
Bielefeld
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Size
15.4 x 23.0 cm
Pages
324
Categories
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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