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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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„Best Practice ist eine Geschichte“ | 267 Die Attraktivität und zentrale Bedeutung von Best Practices als Regierungstech- nologie des Praxisregimes „kommunaler Klimaschutz“ erklärt sich also weniger durch deren Potenzial zur Vermittlung von Handlungsrezepten oder der Ermögli- chung von Prozesslernen, sondern in ihrer flexiblen Einsetzbarkeit für unterschied- lichste Interessen. Im Kapitel #„Gebt uns gute Beispiele!“ habe ich die verschiedenen Funktionen herausgearbeitet, die Best Practices beim Regieren des Klimawandels auf kommunaler Ebene einnehmen. Da eine Replizierung von Best Practice-Beispielen aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer Inhalte in der kommunalen Praxis nur schwer umsetzbar ist, nehmen gute Praxisbeispiele überwiegend polit-strategi- sche Regierungsfunktionen ein. Neben der Stillung des allgemeinen Informations- hungers, die ein relativ junges und dynamisches Politikfeld immer mit sich bringt, konnte ich vier Funktionen von Best Practices identifizieren, mithilfe derer auf kom- munaler Ebene versucht wird, Klimawandel regierbar zu machen. Erstens die „Mög- lich-Macher-Funktion“, die es Klimaschutzmanagern und anderen „Change Agents“ sowohl erlaubt, politische Interventionen zu legitimieren, als auch verschiedene Ak- teursgruppen vom Klimaschutzhandeln zu überzeugen und zu aktivieren. Zweitens die „Währungs-Funktion“, die der Verwaltung dabei hilft, das Image der Kommune zu pflegen und neue finanzielle Mittel einzuwerben. Drittens die „Agenda-Setting- Funktion“, bei der nicht nur Kommunen, sondern insbesondere Städtenetzwerke ver- suchen, die Politik auf anderen Ebenen durch eigene Praxisbeispiele zu beeinflussen. Und viertens die „Ergebnis-Funktion“, die von verschiedenen Institutionen sowohl dazu eingesetzt wird, kontinuierlich mehr Wissen zu generieren und zu sammeln, als auch Projektergebnisse zu dokumentieren und kontrollieren zu können, wodurch über Best Practice-Beschreibungen häufig eine „Illusion des Gelingens“ kreiert wird. Die Analyse zeigte aber auch, dass auch wenn die Regierungstechnologie Best Practice nicht die intendierte Wirkung als Blaupause entfaltet und andere Funktionen als die erwarteten erfüllt, Nachahmung in der Regierungspraxis doch eine zentrale Rolle spielt. Wie jede soziale Praktik baut auch das Regieren immer auf bestehendem Wissen und Verbindungen auf, verändert diese aber auch aufgrund neuer Erkennt- nisse oder Beziehungen. Regieren ist ohne Nachahmung weder möglich noch denk- bar. Diese Nachahmung geschieht jedoch weniger bewusst durch die Regierungs- technologie „Best Practice“, als vielmehr unbewusst durch weniger systematische Praktiken und Routinen – persönliche Gespräche, Internetrecherchen oder kollegia- len Austausch. Auch diese weniger strategischen Vorgehensweisen wirken entschei- dend an der Erschaffung, der Transformation oder Stabilisierung des Praxisregimes und seiner Regierungsobjekte mit (Kapitel #Reflexion). Mit der Frage, inwiefern Best Practices zu einer Transformation oder Stabilisie- rung des Praxisregimes „kommunaler Klimaschutz“ beitragen, habe ich mich im letz- ten Kapitel auseinandergesetzt. Die Frage danach, wie Best Practices Wirkung ent- falten und welche politischen Effekte durch sie gezeitigt werden, ist deshalb so wich-
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Title
Kommunen im Klimawandel
Subtitle
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Author
Nanja Nagorny-Koring
Publisher
transcript Verlag
Location
Bielefeld
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Size
15.4 x 23.0 cm
Pages
324
Categories
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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