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Kommunen im Klimawandel - Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
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268 | Kommunen im Klimawandel tig, weil der kommunale Klimaschutz – gerade aufgrund seiner Freiwilligkeit – poli- tisch umstritten ist und unter ständigem Legitimationsdruck steht. Mithilfe einer per- formativitätstheoretischen Perspektive auf Best Practices konnte ich zeigen, dass gute Praxisbeispiele stärker durch ihre kontinuierliche diskursive Wiederholung und Ver- breitung anstatt durch ihre praktische Umsetzung wirkmächtig werden. Gemäß ihrer „Agenda-Setting“ und „Ergebnis-Funktion“ schaffen Best Practices Realität darüber, wie effiziente, nachahmenswerte Regierungsabläufe idealerweise auszusehen haben. Damit tragen sie maßgeblich zur Reproduktion der polit-epistemischen Kultur des kommunalen Klimaschutzmanagements bei und helfen, deren Visionen zu institutio- nalisieren (Kapitel #Zur Performativität von Best Practices). Als wortwörtliche Text- bausteine zur Inszenierung des Klimaschutzmanagement-Skripts dienen Best Prac- tices den dominanten Akteuren dazu, aktuelle Strukturen und etablierte Lösungen zu verfestigen („Sichern des Status quo“), anstatt radikale Innovationen zu verbreiten. Damit unterstützen sie die techno-manageriale Regierungsform des Klimaschutzma- nagements, die eine Steuerung ohne strukturelle Veränderungen anstrebt. Best Prac- tices kreieren durch ihre „Möglich-Macher-Funktion“ Konsens und tragen zur Auf- lösung des Politischen bei, indem Diskussionen beschnitten werden. Auch in ihrer „Ergebnis-Funktion“ tragen sie zur Depolitisierung des Politikfeldes bei, indem sie suggerieren, dass umfassender gesellschaftlicher Wandel nicht nötig sei, da bereits genug getan werde. Best Practices zeitigen jedoch nicht ausschließlich depolitisie- rende Effekte, sondern können im Gegenteil den Raum des Politischen sowohl schlie- ßen als auch öffnen – z.B. durch ihre „Agenda-Setting-Funktion“. Das transformative Potenzial von Best Practices hängt somit davon ab, wer welche Geschichten am wir- kungsvollsten verbreiten kann (Kapitel #Zum transformativen Potenzial von Best Practices). Schlussfolgerungen Was bedeuten diese Erkenntnisse im Hinblick auf meine initialen Eindrücke aus Brüssel, wo postuliert wurde, dass die Weitergabe von kommunalem Wissen und die Verbesserung des Erfahrungsaustauschs zwischen Städten und Kommunen sowie die Replizierung bewährter Verfahren der Schlüssel für die anvisierte Nachhaltigkeits- transformation auf kommunaler Ebene sei? Sind Fortschritte im Hinblick auf klima- neutrale Kommunen tatsächlich eine Frage der Übernahme und Verbreitung von Best Practices? Zumindest innerhalb Deutschlands sehen sich die Kommunen bezüglich des Klimawandels tatsächlich mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Es gibt außer- dem schon viele gute Beispiele für erfolgreichen Klimaschutz auf kommunaler Ebene. Der Trugschluss ist jedoch, dass die Replikation erfolgreicher Praktiken zu Skaleneffekten und zu signifikanten Einsparungen von Zeit, Geld und Personal führt. Klimaschutz wird nicht wesentlich leichter, wenn man aus Best Practices lernt, sofern
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Kommunen im Klimawandel Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Title
Kommunen im Klimawandel
Subtitle
Best Practices als Chance zur grünen Transformation?
Author
Nanja Nagorny-Koring
Publisher
transcript Verlag
Location
Bielefeld
Date
2018
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4627-0
Size
15.4 x 23.0 cm
Pages
324
Categories
Naturwissenschaften Umwelt und Klima

Table of contents

  1. Danksagung 9
  2. Das Prinzip der Nachahmung 11
  3. Forschungslücke und Fragestellung 16
  4. Aufbau der Arbeit 21
  5. Kommunen im Klimawandel 25
  6. Problematisierung: Vom Phänomen zum Problem 27
  7. Klimawandel als Politikproblem 32
  8. Klimawandel als kommunales Aufgabenfeld 38
  9. Klimapolitik als Multi-Level-Governance-Problem 48
  10. Die Stadt als Ursache, Betroffene und Lösung für das Klimaproblem 54
  11. Klimawandel als ökonomisches Problem 61
  12. Klimawandel als Problem kommunaler Praxis 65
  13. Den guten Praktiken auf der Spur 71
  14. Begriffsgeschichte und Definition 73
  15. Kritik und Positionalität 78
  16. Best Practice-Forschung 82
  17. Projektdesign 90
  18. Die Kunst, den Klimawandel zu regieren 115
  19. Gouvernementalität 116
  20. Klima-Gouvernementalität 126
  21. Das Praxisregime „kommunaler Klimaschutz“ 132
  22. New Public Climate Management 141
  23. Politische Rationalitäten 142
  24. Klima\Wandel ist regierbar 145
  25. Politische Programme 162
  26. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (1): Vom Projekt zum Prinzip 172
  27. Die Regierungsrationalität des Klimaschutzmanagements (2): Das Rad nicht neu erfinden 179
  28. Implikationen einer besonderen Form des Klimaschutzes 186
  29. Best Climate Practices 189
  30. Rationalitäten und Technologien 191
  31. „Mit Ideen und Beispielen zum Erfolg“!? 194
  32. „Gebt uns gute Beispiele!“ 215
  33. Reflexion 227
  34. „Best Practice ist eine Geschichte“ 235
  35. Zur Performativität von Best Practices 239
  36. Zum transformativen Potenzial von Best Practices 249
  37. Fazit: „Klimaschutz leicht gemacht – von Erfolgsbeispielen lernen“? 260
  38. Literatur 275
  39. Anhang 315
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