Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Page - 27 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 27 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Image of the Page - 27 -

Image of the Page - 27 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text of the Page - 27 -

tionalsozialismus69, und die Unterschiede zu einem faschistischen System sichtbar zu machen.70 Die Geschichte Österreichs ab März 1933 wird als „se- midiktatorische Phase“71 bzw. als „semifaschistisch-autoritäre Diktatur“72 be- schrieben, doch nicht ohne den Hinweis auf die 1935 eingeleitete „partielle(n) Defaschisierung“73. Schuschniggs Handlungsspielraum sei insgesamt gering gewesen74, seine Politik im Juli 1936 allerdings gleichwohl schwer nachvoll- ziehbar.75 Dasselbe gelte für die in die Westmächte gesetzten Erwartungen.76 Ähnlich lautet der Tenor der Ausführungen von Peter Berger in seiner 2008 erschienenen Kurze(n) Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. Das Kapitel über die Jahre 1933–1938 ist mit „Ständestaat“ (ohne Anführungs- zeichen) überschrieben, mitunter verwendet er aber auch das Wort „Aus- trofaschismus“. Auch er unterstellt der österreichischen Regierung nicht die Absicht, auf Dauer mit Notstandsparagraphen zu regieren, allmählich habe sich aber eine Eigendynamik entwickelt.77 Obwohl das primäre Ziel die Be- kämpfung des Nationalsozialismus gewesen sei, seien de facto die Maßnah- men gegen die Sozialdemokratie mehr ins Gewicht gefallen.78 Auch Berger gesteht Dollfuß den Willen zu, sich von Mussolini zu emanzipieren79, und Schuschnigg versucht er verstehend gerecht zu werden.80 Obwohl er die Möglichkeit einer Öffnung nach links andenkt, räumt er ein, dass es 1938 für Österreich kaum noch Möglichkeiten gegeben hätte, sich der Bedrohung durch das Deutsche Reich zu entziehen.81 Die aus heutiger Sicht bestehen- den Demokratiedefizite spricht Berger klar an, aber er ortet sie nicht nur innerhalb der (ehemaligen) christlichsozialen Partei, sondern vermisst in allen Lagern echten Pluralismus. Bei den Sozialdemokraten habe dem Kon- zept der organischen, „wahren“ Demokratie das Konzept von Demokratie als zeitgebundenen Organisationsrahmens für ein bestimmtes Stadium des Klassenkampfs entgegengestanden. Für keine der beiden Gruppen sei De- mokratie demnach „ein Wert an sich“ gewesen.82 69 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 205 und 211–213. 70 binder, Der „Christliche Ständestaat“, besonders 203 und 210. 71 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 209. 72 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 210. 73 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 210. 74 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 214 f. 75 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 219 f. 76 binder, Der „Christliche Ständestaat“, 226 f. 77 P. berGer, Kurze Geschichte, 153. 78 P. berGer, Kurze Geschichte, 155–160. 79 P. berGer, Kurze Geschichte, 160. 80 P. berGer, Kurze Geschichte, 175 f. 81 P. berGer, Kurze Geschichte, 185. 82 P. berGer, Kurze Geschichte, 420. 1.1 DIE GELTENDE MEISTERERZÄHLUNG – UND WAS SIE OFFEN LÄSST 27
back to the  book „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?