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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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terreichischen Zeitgeschichte, der Dichter zur Befriedigung seiner wissen- schaftlichen Interessen „in den Zeugenstand gebeten“ hat, weil sie „die noch immer einmalige historische Situation über den Tag hinaus für kommende Geschlechter zu bannen wissen“, sei Kurt Skalnik zitiert72, dessen Person im Kontext dieser Studie auch wegen seiner geistigen Nähe zur christlichen Ideenwelt von Interesse ist.73 Die Literaten, denen die vorliegende Studie viel verdankt, werden im Folgenden kurz vorgestellt. In Bezug auf Rudolf Henz74 lautet eine (ältere) Forschungsmeinung, Dich- ten und Sein bildeten „eine untrennbare Einheit“.75 In seinen historischen Romanen wollte er für breite Schichten relevante Botschaften transportie- ren. Da er sich nach 1938 in die „Innere Emigration“ begeben hatte, ist die germanistische Forschung streng mit ihm ins Gericht gegangen.76 Die an ihm beanstandete Haltung dürfte mit dem politischen Konformitätsdruck zusammenhängen, dem er ausgesetzt war.77 Dass sich sein Widerstandspo- tenzial nicht auf die Ideologie, sondern nur auf die Partei bezogen habe, ist aber wohl ein zu hartes Urteil, und dass er 1939 für fünf Monate im Kriegs- dienst des Deutschen Reichs stand78, beweist nicht seine Nähe zum Denken der Machthaber. Vielmehr war er um Wahrung der geistigen Eigenständig- keit bemüht, was auch daran zum Ausdruck kommt, dass er sich, wiewohl eine Art „Staatsdichter“ des Ständestaates (Kap. 8.6), dagegen verwahrte, sein Österreichbewusstsein an dessen Verfassung zu binden.79 Ein ebenfalls umstrittener Dichter ist der sehr national ausgerichtete Franz Karl Ginzkey.80 Über die Mitgliedschaft im SR hinaus vermied er jede offene Identifikation mit dem Regime.81 Im Dezember 1936 trat er in den Bund deutscher Schriftsteller in Österreich ein, eine getarnte nationalsozia- listische Organisation.82 1938 erklärte er, er sei nicht als Politiker, sondern als Vertreter des Schrifttums in den SR berufen worden, und zwar gegen sei- nen Willen.83 Er hatte allerdings auch in Deutschland den Ruf eines „Man- telwenders“.84 Nach dem „Anschluss“ im März 1938 betonte er seine groß- 72 sKalniK, Auf der Suche, 98. 73 adunKa, Friedrich Heer, 212. 74 Vgl. das Biogramm bei wöGerer, Innere Emigration, 61–64. 75 O. M. fontana, Einleitung, 5. 76 wöGerer, Innere Emigration, 28–30, 65–68; 74 f., 87 und 130–132. 77 Krist, Kontinuität, 30. 78 wöGerer, Innere Emigration, 71 f. und 111. 79 henZ, Fügung, 189. 80 hawle, Wer war Franz Karl Ginzkey?, 99. 81 wohnout, Verfassungstheorie, 274. 82 K. amann, Die Dichter, 68–79. 83 Zum Hintergrund vgl. Pfoser/renner, Ein Toter, 346 f. 84 hawle, Wer war Franz Karl Ginzkey?, 102–104; Krist, Kontinuität, 27 f. 2.2 LITERARISCHE UND AUTOBIOGRAPHISCHE TEXTE 53
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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