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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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deutsche Gesinnung85 – um nach 1945 den altösterreichischen Aspekt seiner Werke wieder hervorzuheben.86 Guido Zernatto war als Generalsekretär der VF (seit 1936) eng ins po- litische System integriert. Er bekleidete führende Positionen im Verband katholischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen Österreichs, der dem poli- tischen Katholizismus verpflichtet war; 1935 wurde er Vizepräsident des Ös- terreichischen Bundesverlags. 1936 berief ihn Kurt Schuschnigg als Staats- sekretär im Bundeskanzleramt in sein Kabinett. Wenige Wochen vor dem „Anschluss“ wurde er Minister ohne Portefeuille; im März 1938 emigrierte er in die USA.87 Als im engeren Sinne autobiographisch kann man Friedrich Funders Œu- vre bezeichnen, vor allem seine memoirenhaften Werke. Bei einem Autor mit derart markantem weltanschaulichen Profil sind die Probleme der Gattung in besonderem Maß in Rechnung zu stellen. Nach Ruth Klüger gehöre das Werk des Autobiographen, auch wenn nicht in jedem Detail nachprüfbar, in den Bereich der Geschichte.88 Dass die subjektive Autorposition dem An- spruch auf Wirklichkeit nicht hinderlich ist89, sofern die sprachliche Vermit- teltheit der vorgestellten Wirklichkeit berücksichtigt wird, hat inzwischen allgemeine Anerkennung gefunden.90 Zweifel an der Tauglichkeit der Autobiographie als Quelle für historische Forschung nähren sich von den „unbewussten Polemiken des Gedächtnis- ses“.91 In der Tat kann Erinnerung zum Problem werden92, andererseits hat das menschliche Gedächtnis – wie wiederum Goethe in Dichtung und Wahr- heit darlegte – auch eine selektive Kraft93, so dass die zeitliche Distanz der Niederschrift einer Autobiographie auch als Korrektiv wirken kann.94 85 heydemann, Literatur und Markt, 199. 86 heydemann, Literatur und Markt, 204. 87 fischer, Zur Geschichte, 149; Kriechbaumer, Front, 69; rossbacher, Dichtung, 539; Zimmer, Guido Zernatto, 35–37 und 44 f. 88 KlüGer, Gelesene Wirklichkeit, 86. 89 waGner-eGelhaaf, Autobiographie, 2. 90 lehmann, Bekennen, 1 f.; schlösser, Dichtung, 16. 91 schlösser, Dichtung, 17. 92 waGner-eGelhaaf, Autobiographie, 12. 93 waGner-eGelhaaf, Autobiographie, 85. 94 hincK, Selbstannäherungen, 8–10. 2. ZUR METHODE54
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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