Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Page - 87 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 87 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Image of the Page - 87 -

Image of the Page - 87 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text of the Page - 87 -

vor.299 In der rezenten Forschung bestehen Vorbehalte gegen Spann.300 Insbe- sondere die Tatsache, dass der Nationalsozialismus Teile seiner Philosophie instrumentalisierte301, wird gegen ihn vorgebracht. Spann selbst legte Wert auf Abgrenzung seiner Positionen von denen der Nationalsozialisten.302 An- dererseits erschienen in der die von ihm herausgegebenen Zeitschrift StL Artikel, die um den Nachweis von Gemeinsamkeiten bemüht waren.303 Hit- ler selbst lehnte Spann und seinen Kreis ab.304 Zu den vielfältigen Tätigkeiten Othmar Spanns gehörten auch Refe- rate bei Kongressen der 1922 gegründeten Paneuropa-Union. Ob er deren geistigen Vater, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi305, kannte, weiß man nicht.306 Wichtiger ist, dass dieser in seinem 1923 erschienenen Buch Pan-Europa und in weiteren Werken Gedanken entwickelte, die auffällige Analogien zu denen der prägenden Denker des Ständestaates aufweisen307, insbesondere die Kritik am bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsideal und am modernen Parlamentarismus.308 Zentral ist weiters der Primat des Phi- losophischen vor dem Politischen, wie ihn der gegen Wertrelativismus und Skeptizismus ankämpfende Kreis um Dietrich von Hildebrand kultivierte.309 Tragende Säulen dieses komplexen Gedankengebäudes waren der Vorrang der Aristokratie als „Qualitätsprinzip“ vor der Demokratie als „Quantitäts- prinzip“ und eine Herrschaft der Tüchtigsten und Weisesten als Gegenent- wurf zur „Masse“.310 Wichtig war ihm die Forderung, dass die Wirtschaft der Politik nachgeordnet zu sein habe.311 1937 erklärte er in einer Rede in Wien 299 P. huemer, Entstehung, 578; Kaltenbrunner, Europa, 384; neisser, Eric Voegelin, 22; no- votny, Der berufsständische Gedanke, 213; orGler, Ständestaat, 182; Pichler, Werk, 249; resele, Ständestaatskonzeption, 58; sieGfried, Universalismus, 148 und 222; streitenber- Ger, Leitbild, 241 f. 300 hammer, Othmar Spann, passim; seliGer, Scheinparlamentarismus, 38 f. 301 beller, A Concise History, 219; Gehler, Hochschule, 76 f.; meyer, Stand, 188. Es gibt aber auch nationalsozialistische Stellungnahmen gegen Spann; bracher, Nationalsozialismus, 8. 302 StL 1934, 93–95 (I. roloff); 1934, 572–586 (E. v. littrow). 303 mühlfeld, Rezeption, 33; zu möglichen Berührungpunkten vgl. auch newman, Zerstörung, 352. 304 P. nolte, Ständische Ordnung, 253. 305 Biogramm bei Gehler, Der lange Weg 1, 19. 306 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 394. 307 conZe, Richard Coudenhove-Kalergi, 22; ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 497. 308 coudenhove-KalerGi, Held, 162 und 185; ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 434 f. 309 KuGler, Die frühe Diagnose, 19 und 123; seifert, Dietrich von Hildebrand, 178. 310 conZe, Richard Coudenhove-Kalergi, 13; ZieGerhofer-Prettenthaler, Europäische Christ- demokraten, 577; ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 58. 311 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 273. 3.2 GEISTIGE ANREGUNGEN AUS DEN FRÜHEN ZWANZIGER JAHREN 87
back to the  book „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?