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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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über die Bedrohung der „europäischen Seele“ durch Bolschewismus und Na- tionalsozialismus, es brauche eine Vereinigung „der wahrhaft Gebildeten al- ler Nationen gegen die Mächte der Halbbildung und der Unbildung“.312 Die zu schaffenden vereinigten Staaten von Europa sollten in erster Linie eine geistige Gemeinschaft sein.313 Nicht zufällig setzte später die Reichsschrift- tumskammer sein Gesamtwerk auf die Liste der Schriften, die das national- sozialistische Kulturwollen gefährden.314 In Österreich fand Coudenhove-Kalergi seine Vorstellungen in vielen Aspekten verwirklicht. Er würdigte den in den dreißiger Jahren unternom- menen Versuch, die Staatstotalität zu überwinden, und lobte den Vorrang sachlicher Kriterien vor politischen.315 Das Land war für ihn Symbol eines als natürliche Bildung, nicht bloß als politische Idee verstandenen Mittel- europa316, das gegen den antieuropäischen Kurs Deutschlands kämpfe. Die Republik sei „föderalistisch, traditionsgebunden und im besten Sinne euro- päisch“, erläuterte er 1934 in einem Schreiben an Karl M. Stepan.317 Doll- fuss nannte er einen Vorkämpfer der „Kulturmenschheit“; er sei ein „echter, warmer, menschlicher Mensch“ gewesen, der ein „Werk seelischer Erneue- rung“ geschaffen habe.318 Auch die VF fand seinen Beifall, allerdings nicht die Heimwehr.319 Der Maiverfassung bescheinigte er vorbildliche Eigenschaf- ten.320 Der österreichischen Politik der Zwischenkriegszeit diente die Paneuropa- idee dazu, die aus ihren limitierten Möglichkeiten sich ergebenden Hinder- nisse zu überwinden.321 Dass mit ihr Konservatismus assoziiert wurde322, wirkte hierbei fördernd. Faktisch war eine starke Position Österreichs auf- grund der realen Machtverhältnisse allerdings illusorisch.323 Als Coudenhove-Kalergi seine Bewegung startete, unterstützte ihn Ignaz Seipel, indem er sich als Präsident der Paneuropa-Union Österreich zur Ver- fügung stellte. 1925 wurde ein Büro in der Wiener Hofburg eröffnet.324 Beim 312 Zit. nach ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 354. 313 Gehler, Der lange Weg 2, 60. 314 ePPel, Österreicher 1, 14. 315 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 393 f. 316 Gehler, Der lange Weg 1, 25. 317 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 491 f. 318 Gehler, Der lange Weg 2, 59. 319 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 493. 320 ZieGerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas, 256. 321 Gehler, Der lange Weg 1, 19; vgl. hierzu auch Kindermann, Österreich, 72–76. 322 ZieGerhofer-Prettenthaler, Europäische Christdemokraten, 602. 323 Gehler, Der lange Weg 1, 33. 324 conZe, Richard Coudenhove-Kalergi, 50; Gehler, Der lange Weg 1, 24; Gehler/ZieGerhofer, 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN88
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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