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Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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war.496 Dieser habe, so der italienische Historiker Ennio di Nolfo, Dollfuß po- litisch zu seinem „Gefangenen“ gemacht.497 Der Kanzler selbst hielt sich von Italien nämlich fern, solange es ging.498 Besonders vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland waren die trennenden Momente im Verhältnis Österreich-Italien stärker als die verbindenden499; unter Druck gesetzt, habe Dollfuß dann aber „Realpolitik“ (D. v. Hildebrand) betrieben.500 Kurt Schuschniggs antifaschistische Einstellung kann ebenfalls keinem Zweifel unterliegen.501 Italien hatte in Österreich handfeste Wirtschafts- und Finanzinteres- sen.502 Nicht minder wichtig war Mussolini aber auch die Schaffung eines korporativen, am italienischen Modell orientierten Regimes.503 Österreich wiederum, so Theodor Hornbostel, seit 1933 Leiter der Politischen Abteilung im Außenministerium504, war aufgrund seiner wirtschaftlichen Misere zu einer selbständigen Gestaltung seiner Außenpolitik nicht in der Lage, und Mussolini habe dies schamlos ausgenützt.505 Seine anfänglichen Bemühun- gen, die Selbständigkeit Österreichs zu wahren, seien der eigenen Schwäche entsprungen, für die eine unmittelbare Nachbarschaft Deutschlands nicht wünschenswert sein konnte.506 Ähnlich beurteilte Egon Berger-Waldenegg, von August 1934 bis Mai 1936 Außenminister im Kabinett Schuschnigg und anschließend bis 1938 österreichischer Gesandter in Rom, die Lage.507 496 tálos, Herrschaftssystem (2013), 39–43 und 491 f. 497 di nolfo, Rapporti, 69; so auch die Einschätzung von de felice, Breve Storia, 81. 498 ross, Hitler, 77; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 625–627. 499 schmölZer, Beziehungen, VII und 62–64. 500 v. hildebrand, Engelbert Dollfuß, 22, 29, 34 und 74. 501 Kindermann, Österreich, 131 und 145; Payne, Geschichte, 307–309; die amerikanische Jour- nalistin Dorothy Thompson bezeichnete den Kanzler als „a hero in the struggle against fascism.“; zit. nach connelly, From Enemy, 107. 502 Kusstatscher-oberKofler, Beziehungen, 35–37, 76–78, 83 und 86. 503 ara, Österreichpolitik, 113 und 129; Kusstatscher-oberKofler, Beziehungen, 108–115; schmölZer, Beziehungen, 113 und 261. 504 Zu ihm aGstner/enderle-burcel/follner, Österreichs Spitzendiplomaten, 255–258; kri- tisch binder, „Austrofaschismus“, 585–589. 505 So auch die quellengesättigte rezente Lehrmeinung; schmölZer, Beziehungen, 264–268; vgl. K. bauer, Elementarereignis, 159. 506 hornbostel, Fremde Einflüsse, 129–133; vgl. wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 605; wohnout, Schritte, 60–63. 507 berGer-waldeneGG, Biographie, 407. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE RAHMEN106
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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