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gepflegt werden solle.634 Die SZ brachte Antieuropa mit dem „paganen Im-
perialismus“ des Kulturphilosophen Julius Evola in Verbindung.635 1935 er-
schien aus Gravellis Feder ein Buch mit dem Titel Panfascismo, in dem er
dem Korporativismus bei der Einigung Europas große Bedeutung beimaß.636
Hinsichtlich Österreichs sprach er sich gegen den Anschluss an das Deut-
sche Reich aus, aber die Forderung nach Abtrennung Südtirols von Italien
lehnte er ab.637 Dasselbe gilt für den Paneuropa-Gedanken, dem gegenüber
sich auch Mussolini sehr abweisend verhielt. Nach einem Gespräch des Duce
mit Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi im Jahr 1933 endeten allerdings
gezielte Gegenaktionen.638
Das Jahr 1931 brachte eine allmähliche Annäherung Italiens an
Deutschland.639 Im Oktober besuchte Außenminister Dino Grandi Ber-
lin.640 In der Gestaltung des Verhältnisses Österreich-Italien kam Star-
hemberg eine Schlüsselposition zu.641 Der eng mit ihm kooperierende
Eugenio Morreale bot ihm Rückhalt gegen oppositionelle Strömungen in-
nerhalb der Heimwehr. Der italienische Journalist hatte 1929 mit Sorge
festgestellt, dem Wehrverband fehle es an einer homogenen Struktur so-
wie an einer einheitlichen politischen Linie. Ende 1929 hatte er sich für
einen Schulterschluss von Heimwehr und CSP verwendet, was auch Ignaz
Seipels Haltung entsprach. Als sich die Heimwehr daraufhin nach sei-
nen Vorstellungen entwickelte, setzten 1931 reiche Geldflüsse aus Italien
ein.642
1930, kurz vor seiner Ernennung zum Bundesführer, hatte Starhemberg,
nach Hans Woller „ein subversiver Luftikus“, der zu unüberlegten, impulsi-
ven Handlungen neige643, zunächst Kontakt mit Hitler644, dann mit Musso-
lini aufgenommen. Letzteres erfuhr Kanzler Schober am 15. Juni vom itali-
enischen Außenminister, der ihm zusicherte, Starhemberg würde vom Duce
nur mit seiner Zustimmung empfangen.645 Eine weitere Romreise, auf der er
sich Mussolinis Rückendeckung sichern wollte, unternahm der Heimwehr-
634 scholZ, Italienischer Faschismus, 169.
635 scholZ, Italienischer Faschismus, 157.
636 scholZ, Italienischer Faschismus, 175.
637 bauerKämPer, Der Faschismus, 172.
638 ZieGerhofer-Prettenthaler, Europäische Christdemokraten, 583.
639 di nolfo, Rapporti, 63.
640 di nolfo, Rapporti, 67 f.
641 britZ, Die Rolle, 113; colotti, Fascismo, 329; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 607.
642 niGlia, Mussolini, 64–67.
643 woller, Rom, 94.
644 Kindermann, Hitlers Niederlage, 111 f.
645 ADÖ 7/1027. 3. DER POLITISCH-GEISTESGESCHICHTLICHE
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580