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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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wusste auch von den in Fribourg regelmäßig stattfindenden sozialen Studi- enrunden (Kap. 3.3).682 Die erste persönliche Begegnung von Bundeskanzler Dollfuß mit Mus- solini fand im April 1933 in Rom statt.683 Der damals ebenfalls dort wei- lende preußische Ministerpräsident Hermann Göring ließ den Duce wissen, Deutschland werde die Propaganda gegen Österreich so lange fortsetzen, bis die österreichische Regierung die Forderung der Nationalsozialisten nach Neuwahlen erfülle.684 Die an diesem Faktum zum Ausdruck kommenden Kontakte zwischen Italien und Deutschland erfüllten Dollfuß mit Sorge.685 Mussolini beruhigte ihn indes rasch – umso mehr, als er die Pläne zu ei- ner berufsständischen Verfassung ausdrücklich goutierte.686 Entsprechend zufrieden klang der Bericht des Kanzlers über seine Romreise, den er am 20. April 1933 im Clubvorstand der CSP erstattete.687 Im Juni führte die Unterzeichnung des Konkordats Dollfuß neuer- lich nach Rom, und wiederum ergab sich Gelegenheit zu politischen Ge- sprächen.688 Auch hierüber berichtete er anschließend im Clubvorstand der CSP: Mussolini habe beteuert, Österreich könne auf die italienische Freundschaft „unter allen Umständen“ rechnen.689 Im Juli lobte Mussolini die Gründung der VF, forderte aber ein härteres Vorgehen gegen die Sozi- aldemokraten und urgierte den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Auch rief er Dollfuß die Notwendigkeit in Erinnerung, an der neuen Ver- fassung zügig weiterzuarbeiten690: Der Kanzler wartete mit der Antwort drei Wochen – und setzte andere Schwerpunkte als die von Mussolini ge- wünschten.691 Im August erhielt Dollfuß anlässlich eines Treffens mit Mussolini im Badeort Riccione dessen ausdrückliche Zusage, dass Italien im Fall einer Invasion „aus Bayern“ in Österreich militärisch reagieren werde.692 Ver- 682 CS 2. 8. 1936 (G. Puaux). 683 schmölZer, Beziehungen, 65–69 und 116 f.; wohnout, Bürgerliche Regierungspartei, 200; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 613. 684 KereKes, Abenddämmerung, 137 f. 685 GoldinGer, Protokolle, 228; vgl. schmölZer, Beziehungen, 69 f.; stuhlPfarrer, Außenpolitik, 325–327. 686 KereKes, Abenddämmerung, 138. 687 GoldinGer, Protokolle, 229 f. 688 K. schuschniGG, Im Kampf, 146; vgl. schmölZer, Beziehungen, 70–72 und 119–121; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 613. 689 GoldinGer, Protokolle, 251 f. 690 bertolaso, Die erste Runde, 220; KereKes, Abenddämmerung, 148 f. und 153; schmölZer, Beziehungen, 121–125. 691 ross, Hitler, 78 f.; wohnout, Bundeskanzler Dollfuß, 614 f. 692 bertolaso, Die erste Runde, 221 f.; friedl, Zusatzprotokolle, 153; Kindermann, Hitlers Nie- 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 125
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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