Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Page - 129 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 129 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Image of the Page - 129 -

Image of the Page - 129 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text of the Page - 129 -

Volksabstimmung zu unterziehen.723 Insgesamt sollte aber Österreich den deutsch-italienischen Beziehungen nicht hinderlich sein.724 Am 19. Juni ließ Dollfuß dem französischen Außenminister Jean Louis Barthou gegenüber anklingen, dass der politische Schulterschluss mit Ita- lien seinen wahren Neigungen nicht entsprach, und forderte Frankreich zu entsprechendem Einsatz auf.725 Im Gegenzug beklagte sich Mussolini über die Passivität der österreichischen Bevölkerung.726 Kurz darauf, am 25. Juli 1934, fand in Österreich, wie erinnerlich, der nationalsozialistische Putsch statt. Dieser bewirkte eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Italien.727 Eugenio Morreale hatte von einer geplanten Aktion der Nationalsozialisten schon im Vorfeld gewusst und sich nach Kräften darum bemüht, sie zu vereiteln.728 Eilig ver- legte Mussolini sechs italienische Divisionen an den Brenner – eher eine psy- chologische Geste als eine realpolitisch wirksame Tat.729 Morreale begrün- dete diesen Akt mit pathetischen Worten.730 Der Duce wusste, dass ein direktes Eingreifen Italiens nicht möglich sei, weil es die Bevölkerung Österreichs nicht akzeptieren würde. Auch hatte er im neuen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg keinen so affinen Partner wie in Dollfuß731; Richard Schüller sprach dies offen aus.732 Allerdings wurden in Schuschniggs anschließend gebildetem Kabinett Schlüsselpositionen mit Heimwehrleuten besetzt, und der Kanzler war zur Fortsetzung der Zusam- menarbeit mit Italien bereit.733 Obwohl er zu wissen glaubte, dass diese Politik bei der österreichischen Bevölkerung wenig populär sei734, hatte er keine Scheu einzugestehen, dass er manche Maßnahmen des italienischen Faschismus gutheiße, beispiels- weise die Urbarmachung der Pontinischen Sümpfe, die Gründung neuer 723 K. schuschniGG, Im Kampf, 176. 724 di nolfo, Rapporti, 71. 725 friedl, Zusatzprotokolle, 66 f; Kindermann, Österreich, 190 und 193. 726 schmölZer, Beziehungen, 102. 727 bauerKämPer, Der Faschismus, 171; bertolaso, Die erste Runde, 225; Kindermann, Hitlers Niederlage, 139–144; schmölZer, Beziehungen, 103–105 und 140–143. 728 niGlia, Mussolini, 73–75. 729 Der Aufmarsch am Brenner sollte insbesondere Frankreich die starke Position Italiens ge- genüber Deutschland vor Augen führen; de felice, Breve Storia, 81 f.; di nolfo, Rapporti, 73 f.; Payne, Geschichte, 309. 730 CS 19. 8. 1934 (E. morreale). 731 ara, Österreichpolitik, 114; zur Einschätzung Schuschniggs in Italien vgl. schmölZer, Be- ziehungen, 143 f. 732 nautZ, Unterhändler, 153. 733 orlando, Rolle, 26–29. 734 K. schuschniGG, Requiem, 227. 3.5 DIE NACHBARSCHAFT DES FASCHISTISCHEN ITALIEN 129
back to the  book „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Title
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Subtitle
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Author
Erika Kustatscher
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln - Weimar
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Size
17.4 x 24.6 cm
Pages
682
Keywords
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?