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nalbibliothek, suchte in der Freizeit das Naturerlebnis in Gartenpflege und
Jagd.303 Erich Braumüller-Tannbruck sprach von der „Schönheit und Größe
der Natur“, die sich die Menschen zum Vorbild genommen hätten, um Gro-
ßes zu schaffen.304 Einen „scharfen Blick für alle Erscheinungen der Natur“
bezeichnete er als Voraussetzung für kulturelle Leistungen des Menschen.305
Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi nannte den Geist die spezifische
Waffe des Menschen, jene, die ihn von anderen Lebewesen unterscheide und
die Naturgesetze in Moralgesetze umwandle: Der Satz „Zurück zur Natur“
sei daher nicht gleichbedeutend mit „Zurück zur Primitivität“.306 Und: „Je
weiser und beherrschter ein Mensch, umso mehr emanzipiert er sein Han-
deln von blinden Trieben und richtet es auf bewusste Zwecke; je primitiver
ein Mensch, desto abhängiger ist sein Handeln von den Affekten des Augen-
blickes.“307
In Hans Karl Zeßner-Spitzenbergs Denken nahm Kulturpolitik einen zen-
tralen Stellenwert ein; er bezeichnete sie als Gegensatz zur Machtpolitik.308
Noch expliziter als andere Mandatare richtete er in diesem Zusammenhang
an den Staat die Forderung, den sittlichen Eigenwert des Menschen zu res-
pektieren und diesen nicht, wie der Nationalsozialismus, lediglich als Mittel
für den Staat und die im Vitalen stehen gebliebene Volksgemeinschaft zu
betrachten.309
Kunst, Wissenschaft und Intellektualität
Eine der Formen der Überwindung des rein Vitalen ist die Kunst. Clemens
Holzmeister definierte sie als „Ausdruck der Persönlichkeit“; sie weise „über
das allein Nützliche, Erdgebundene hinaus, dadurch erst bekommt sie als
Bildnerin der Menschen ihren letzten Sinn und ihre Berechtigung. […] als
ein von Gott den Menschen übertragenes Amt erst erhält sie ihre überra-
gende Bedeutung“.310
Eine dem Künstler eignende Fähigkeit ist die Intuition: Paul Thun-
Hohenstein bezeichnete „intuitive Sicherheit“ als ein „Charakteristikum
303 GreGor, Josef Bick, 43.
304 braumüller-tannbrucK, Salzburg, 2.
305 braumüller-tannbrucK, Salzburg, 6.
306 coudenhove-KalerGi, Ethik, 122.
307 coudenhove-KalerGi, Ethik, 2 f.
308 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 62.
309 ebneth, Wochenschrift, 76.
310 Knofler, Clemens Holzmeister, 1274. 5. DER MENSCH IST
PERSON242
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„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Title
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Subtitle
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Author
- Erika Kustatscher
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Size
- 17.4 x 24.6 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580