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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nalbibliothek, suchte in der Freizeit das Naturerlebnis in Gartenpflege und Jagd.303 Erich Braumüller-Tannbruck sprach von der „Schönheit und Größe der Natur“, die sich die Menschen zum Vorbild genommen hätten, um Gro- ßes zu schaffen.304 Einen „scharfen Blick für alle Erscheinungen der Natur“ bezeichnete er als Voraussetzung für kulturelle Leistungen des Menschen.305 Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi nannte den Geist die spezifische Waffe des Menschen, jene, die ihn von anderen Lebewesen unterscheide und die Naturgesetze in Moralgesetze umwandle: Der Satz „Zurück zur Natur“ sei daher nicht gleichbedeutend mit „Zurück zur Primitivität“.306 Und: „Je weiser und beherrschter ein Mensch, umso mehr emanzipiert er sein Han- deln von blinden Trieben und richtet es auf bewusste Zwecke; je primitiver ein Mensch, desto abhängiger ist sein Handeln von den Affekten des Augen- blickes.“307 In Hans Karl Zeßner-Spitzenbergs Denken nahm Kulturpolitik einen zen- tralen Stellenwert ein; er bezeichnete sie als Gegensatz zur Machtpolitik.308 Noch expliziter als andere Mandatare richtete er in diesem Zusammenhang an den Staat die Forderung, den sittlichen Eigenwert des Menschen zu res- pektieren und diesen nicht, wie der Nationalsozialismus, lediglich als Mittel für den Staat und die im Vitalen stehen gebliebene Volksgemeinschaft zu betrachten.309 Kunst, Wissenschaft und Intellektualität Eine der Formen der Überwindung des rein Vitalen ist die Kunst. Clemens Holzmeister definierte sie als „Ausdruck der Persönlichkeit“; sie weise „über das allein Nützliche, Erdgebundene hinaus, dadurch erst bekommt sie als Bildnerin der Menschen ihren letzten Sinn und ihre Berechtigung. […] als ein von Gott den Menschen übertragenes Amt erst erhält sie ihre überra- gende Bedeutung“.310 Eine dem Künstler eignende Fähigkeit ist die Intuition: Paul Thun- Hohenstein bezeichnete „intuitive Sicherheit“ als ein „Charakteristikum 303 GreGor, Josef Bick, 43. 304 braumüller-tannbrucK, Salzburg, 2. 305 braumüller-tannbrucK, Salzburg, 6. 306 coudenhove-KalerGi, Ethik, 122. 307 coudenhove-KalerGi, Ethik, 2 f. 308 K. P. Zeßner-sPitZenberG, Hans Karl, 62. 309 ebneth, Wochenschrift, 76. 310 Knofler, Clemens Holzmeister, 1274. 5. DER MENSCH IST PERSON242
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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