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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Kurt Schuschnigg hingegen, der aus niederem Adel stammte213, sah im be- scheidenen Lebensstil seiner Eltern ein „Vorbild spartanischer Selbstzucht und Einfachheit“.214 Josef von Löwenthal forderte in seinem utopischen Ro- man Einfachheit in Nahrung und Kleidung, überhaupt ein zurückhalten- des Konsumverhalten.215 Rudolf Henz kritisierte in harschen Worten eine „Gesellschaft der Spießer“, die Standesunterschiede an Äußerlichkeiten wie Kleidern, gesellschaftlichen Formen etc. festmache.216 Das Standesbewusst- sein der Angehörigen des Militärs beurteilte er differenziert.217 Vieles da- ran empfand er als ebenso überlebt wie Friedrich Funder jenen Begriff von Standesehre, zu der auch das Duell gehörte, für ihn eine „Verzerrung des Ehrbegriffs zu einem willkürlichen und sittenwidrigen Sonderrecht“.218 Da- mit vertrat er ein auch im CV zentrales Prinzip, das sich katholischem Geist verdankte.219 6.4 Adel in der Bewährung Ein Beispiel gebender Sinn für personale Werte wurde in der Zwischen- kriegszeit von vielen Zeitgenossen dem Adel bescheinigt, insbesondere die Kultivierung des von Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi gesehenen rit- terlichen Ideals mit dem Gedanken des Dienens, eine Lebensführung „ge- gründet auf Ehre und Gewissen, auf Form und Haltung, auf Harmonie von Leib und Seele, von Geist und Charakter“.220 Umso schwerer musste der Schlag sein, den die Aufhebung dieses Stands in Österreich am 3. April 1919 für viele bedeutete, ein traumatisches Ereignis geradezu, das für viele den sozialen Abstieg einleitete.221 Bereits im späten 19. Jahrhundert teilweise sehr kritisch beurteilt, beispielsweise von Kronprinz 213 steiner, Wahre Demokratie?, 214 f.; zu seinen Vorfahren vgl. hoPfGartner, Schuschnigg, 15–19. 214 K. schuschniGG, Dreimal, 33. 215 hoffmann, Ständische Ordnung, 173. 216 henZ, Mysterium, 206–209. 217 henZ, Dennoch Mensch, 148. 218 funder, Vom Gestern, 201 f.; Pfarrhofer, Friedrich Funder, 22; vgl. auch MSchKP 2, 1033. 219 PoPP, Der CV, 139 f. 220 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 136; vgl. seeliG, Die „soziale Aristokratie“, 160; steKl, Österreichs Adel, 109. 221 steKl, Österreichs Adel, 103–105; tálos, Handbuch, 47 (O. lehner). 6.4 ADEL IN DER BEWÄHRUNG 323
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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