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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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auch hier fand der Nationalsozialismus viel Zuspruch.543 Leopold von And- rian fand die Gründe im 19. Jahrhundert, als der österreichische Mittelstand „nach Sein und Bewusstsein“ hinter anderen Ständen zurückgeblieben sei.544 Die Angestellten waren eine keineswegs homogene Schicht, und Handwer- ker, Kleinhändler sowie die Betreiber kleiner und mittlerer Gewerbe hatten es schwer, einen ökonomischen Mindeststandard zu erreichen.545 Die zur Gel- tung kommenden politischen Maximen waren nicht nur wirtschaftlicher Na- tur, sondern entsprangen auch weltanschaulicher Prinzipientreue. Im Mittel- stand verdichteten sich die zeittypischen mit wirtschaftlicher und moralischer Wertschätzung verbundenen Erwartungen an Harmonie und Stabilität.546 In den zwanziger Jahren war der Begriff zum Ausdruck eines Bekenntnisses geworden, das sich auf Arbeit, Standesbewusstsein und Gesinnung stärker stützte als auf vermögensrechtliche Merkmale.547 Daher lag es nahe, der Sozi- aldemokratie den Willen zur Aushöhlung des Mittelstands zuzuschreiben.548 Für den konservativ-liberalen Ökonomen Wilhelm Röpke war eine breite, mit angemessener Selbstbestimmung ausgestattete Mittelschicht, zu der er ne- ben Bauern und Handwerkern auch eine Bildungselite, nicht aber Großunter- nehmer und städtische Arbeiter zählte549, der beste Garant der Demokratie550, während er einen modernen Wohlfahrtsstaat, der die Familie zum „Gegen- stand der Einkommenspumpmaschine des Leviathans“ mache, ablehnte.551 6.6 Die Familie Standesgemäße Ehen Franz Karl Ginzkey konkretisierte den Begriff „standesgemäß“: Als sich in einem Roman die Notwendigkeit einer raschen Eheschließung ergibt, bürgt sein Protagonist dafür, dass das Mädchen „aus guter Familie“552 ist. Leopold 543 K. bauer, Elementarereignis, 158. 544 v. andrian, Oesterreich, 373. 545 urbanitsch, Die Deutschen, 144–147; für die Weimarer Republik vgl. P. nolte, Ständische Ordnung, 234. 546 GG 4 (1978), 90 (Mittelstand, W. conZe). 547 falle, Wurzeln, 62; P. nolte, Die Ordnung, 177 f. 548 brandl, Kaiser, 117. 549 mooser, Liberalismus, 149. 550 habermann, Das Maß, 36. 551 schüller, Wirtschaftshumanismus, 164. 552 GinZKey, Jakobus, 192. 6. STANDESBEWUSSTSEIN354
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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