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2.3 Das Textcorpus
Insgesamt 63 Mandatare, also rund 30 Prozent aller in die vorberatenden
Organe Berufenen, hinterließen Arbeiten, die Aussagen zum Thema „Stand“
enthalten95; in weiteren drei Fällen96 werden einzelne einschlägige Äußerun-
gen sekundär erfasst. In fünf Fällen liegen keine für die vorliegende Arbeit
relevanten selbständigen Publikationen, sondern nur Aufsätze in Zeitschrif-
ten vor.97 Von diesen 66 Personen98 hatten 40 einen akademischen Grad (37
Doktoren, drei Ingenieure); zwölf von ihnen waren Universitätsprofessoren
bzw. an Hochschulen Lehrende, davon sieben Juristen (Ludwig Adamovich,
Alois Dienstleder, Richard Kerschagl, Adolf Lenz, Wilhelm Taucher, Gustav
Walker, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg), zwei Vertreter der Geisteswissen-
schaften (Richard Meister, Oswald Redlich), ein Theologe (Georg Baumgart-
ner), ein Physiker (Victor Franz Hess) und ein Architekt (Clemens Holzmeis-
ter).
Neben diesen und anderen Intellektuellen, insbesondere Dichtern (Ginz-
key, Henz, Zernatto) und Publizisten (Funder), hinterließen auch Manda-
tare, die keine höhere Bildung besaßen99, Schriften, denen hoher Quellen-
wert zu bescheinigen ist (Johann Blöchl100, Pius Fink, Ulrich Ilg), oder waren
fallweise publizistisch tätig (Rudolf Buchinger101, Florian Födermayr102, Josef
Reither103). Leopold Kunschak, von Beruf Sattlermeister, gab im Vorwort sei-
nes im Oktober 1934 erschienenen Buches Österreich 1918–1934, das aus
einer Artikelserie hervorgegangen war104, hohes Methodenbewusstsein zu
erkennen. Dies ist umso bemerkenswerter, als es sich bei ihm nicht um den
Absolventen eines Gymnasiums oder einer Universität, sondern um einen
Autodidakten handelte.105
Sämtliche Beiträge der Mandatare in der Tages- und Wochenpresse voll-
ständig zu erfassen, würde eine bibliographische Überforderung darstellen;
sie werden nur fallweise berücksichtigt. Ausnahmen werden für einige für
95 Die Texte selbst sind im Literaturverzeichnis in einer eigenen Rubrik (11.3) ausgewiesen.
96 Alois Dienstleder, Lorenz Karall, Alois Schönburg-Hartenstein.
97 Ludwig Hülgerth, Eugen Margarétha, Franz Rehrl, Josef Reither, Josef Resch.
98 Vgl. Kap. 10.1.
99 Zur schulischen Ausbildung agrarischer Eliten in der Zwischenkriegszeit vgl. lebensaft/
mentschl, Feudalherren, 160.
100 Der geplante Besuch einer Ackerbauschule blieb ihm wegen des Ausbruchs des Ersten
Weltkrieges versagt; slaPnicKa, Oberösterreich, 49.
101 lebensaft/mentschl, Feudalherren, 28; Auflistung seiner Schriften ebd. 31.
102 lebensaft/mentschl, Feudalherren, 50; Auflistung seiner Schriften ebd. 52.
103 lebensaft/mentschl, Feudalherren, 108.
104 wohnout, Verfassungstheorie, 263.
105 Pribyl, Leopold Kunschak, 71; reichhold, Leopold Kunschak, 7.
2.3 DAS TEXTCORPUS 55
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Titel
- „Berufsstand“ oder „Stand“?
- Untertitel
- Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
- Autor
- Erika Kustatscher
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20341-4
- Abmessungen
- 17.4 x 24.6 cm
- Seiten
- 682
- Schlagwörter
- Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Abkürzungen und Siglen 17
- 1. Das Erkenntnisinteresse 19
- 2. Zur Methode 45
- 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
- 3.1 Österreich 1918–1938 59
- 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
- 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
- 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
- 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
- 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
- 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
- 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
- 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
- 5. Der Mensch ist Person 211
- 6. Standesbewusstsein 301
- 7. Die berufsständische Ordnung 435
- 8. Staat und Gesellschaft 487
- 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
- 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
- 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
- 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
- 8.5 Das Autoritäre 503
- 8.6 Schul- und Volksbildung 511
- 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
- 9. Resümee: status ist ordo 527
- 10. Anhang 541
- 11. Quellen und Literatur 580