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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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für die Gesamtheit sei, so sei auch die Steuer keine vertragsmäßige Leis- tung für die vom Staat gewährten Vorteile, sondern „ein Opfer, welches der Einzelne im Interesse der Allgemeinheit zu erbringen hat“.69 Bundeskanzler Schuschnigg bekundete 1937, er sei „überzeugt, auch wenn wir den berufs- ständischen Aufbau vollendet und die Ständeautonomie auf weitestem Ge- biet verwirklicht haben werden, [...] wird man immer noch des regulierenden Faktors ‚Staat‘ und seines Einflusses bedürfen, um in verschiedenen Fragen, die sonst nicht zu lösen sind, die mittlere Linie zu finden“.70 Bei aller Wichtigkeit, die dem Staat bescheinigt wurde, fehlte nicht das Gefühl für dessen Grenzen. Unter Berufung auf Papst Leo XIII., der den Staat als etwas naturrechtlich Begründetes betrachtete („Der Mensch ist äl- ter als der Staat“, RN71), stießen Dietrich von Hildebrands aus personalisti- schem Denken heraus geäußerte Vorbehalte gegen „Staatsvergötzung“ auf breite Zustimmung.72 Kaum anschließen wollte man sich Hegel73, der mit seiner Überschätzung des Staates Kommunismus, Faschismus und Natio- nalsozialismus den Weg bereitet habe.74 Diese totalitären Systeme seien dem Irrtum erlegen zu glauben, Autorität könne verordnet und Führer könnten ernannt werden. Als Christ forderte der Herausgeber des CS „demütige Er- kenntnis der Grenzen des Staates und seiner Mission, […] Ehrfurcht und peinliche Respektierung anderer Gemeinschaften und ihrer Sendung“.75 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip Nicht die Aufgaben des Staates als solche, sondern die Art, wie er diesen am besten gerecht werde, mussten daher zum Thema werden. Die auf Wahrung des Respekts vor der einmaligen, unantastbaren und durch nichts und nie- manden vertretbaren menschlichen Person bedachten Denker, die sich da- rum bemühten, die verhängnisvollen Folgen des Individualismus zu verhin- dern, ohne die Individualität zu missachten, und das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft verantwortungsvoll auszuloten, fanden das Krite- rium, nach dem der Staat sein Eingriffsrecht geltend machen könne, im Sub- 69 stiGleitner, Finanzwissenschaft, 33–35. 70 K. schuschniGG, Österreichs Erneuerung, 102. 71 roos, Die Sozialenzykliken, 136–138. 72 connelly, From Enemy, 110. 73 Zu ihm vgl. Gall, Von der ständischen, 38. 74 v. hildebrand, Memoiren, 13; zu den Erscheinungsformen des Totalitarismus vgl. auch Paxton, Anatomie, 308–312; streitenberGer, Leitbild, 157. 75 v. hildebrand, Memoiren, 180 f.; ähnlich LThK/I 9 (1937), 745–748 (A. scharnaGl). 8. STAAT UND GESELLSCHAFT494
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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