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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Für Clemens Holzmeister, der in seinen Bauten ebenfalls stets „die Harmo- nie mit ihrer Umgebung“ anstrebte160, sie „organisch“ aus den natürlichen Ge- gebenheiten wachsen ließ161, war Stifter einer „unserer größten Dichter“: Im Rosenhaus im Nachsommer sah er „überall [...] das Ganze: jeder Gegenstand ein Teil des Hauses, das Haus nur ein Glied des Ganzen“.162 Kurt Schuschnigg betrachtete Sitfter als geeignete Lektüre für seinen heranwachsenden Sohn.163 Bei Josef Marx konkretisierte sich Harmonie als Tonalität.164 1909 ver- fasste er zu diesem Thema eine später preisgekrönte Schrift: Welche Ge- setzmäßigkeit begreift die Musiktheorie unter Tonalität? 1910 erschien seine Dissertation: Über die Funktion von Intervall, Harmonie und Melodie beim Erfassen von Tonkomplexen.165 Die atonale Musik hingegen, so Franz Brandl, bedeute „Lösung aller Bindungen“; daraus folgerte er: „Die Musik gliedert sich ins Politische ein.“166 Guido Zernattos mitunter als oberflächliche Bauern- oder Heimatlitera- tur anmutende Dichtung167 beschreibt eine überindividuelle Ordnung, die gestört ist, ein Leben, dem die rhythmische Sicherheit abhanden gekommen ist: „Die Natur ist in uns, und wir sind in ihr Teil eines großen Ganzen, auch wenn wir es nicht wissen, auch wenn wir uns hochmütig über sie erheben.“168 Der Dichter beschränkte sich indes nicht auf die Klage, sondern entwarf eine positive Alternative. Eine Welt, die im Diesseits die Ordnung des Jen- seits abbilde, in der Sicherheit Statik bedeutete, hielt er für den geeigneten Raum, das von ihm geforderte Mitleid mit den Benachteiligten und Niedri- gen sich entwickeln zu lassen.169 5.4 Leben und Geist Das klassische Naturrecht Nicht nur die katholische Soziallehre beruhte auf dem Neuthomismus (Kap. 3.3), auch universalistische Denker fanden beim Aquinaten, der 160 holZmeister, Architekt, 271; vgl. hohenauer, Clemens Holzmeister, 215. 161 holZmeister, Bauwerk, 11; vgl. GinZKey, Heimatsucher, 225. 162 Knofler, Clemens Holzmeister, 1272 f. 163 binder/H. schuschniGG, „Sofort vernichten“, 250. 164 flotZinGer/Gruber, Musikgeschichte, 215. 165 werba, Joseph Marx, 249. 166 brandl, Kaiser, 166. 167 hanisch, Der lange Schatten, 334. 168 Zit. nach Zimmer, Guido Zernatto, 89. 169 rossbacher, Literatur, 100; rossbacher, Dichtung, 541. 5.4 LEBEN UND GEIST 227
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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