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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Geschöpfen um ihn herum“524 und zeichnete immer wieder Helden, die auf eigenes Glück verzichten.525 Friedrich Funder beurteilte aus einer ähnlichen Perspektive die Forderung des amerikanischen Präsidenten Wilson nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker in eher unorthodoxer Weise: „Es gibt in Wirklichkeit kein absolutes Selbstbestimmungsrecht in der Welt, nicht für den einzelnen Staat, nicht für die einzelne Nation; ebenso wie der Mensch als Einzelwesen in seiner Freiheit beschränkt ist durch das Wohl seiner Mitmenschen, der Gesellschaft, in der er lebt und mit der ihn tau- send Bande seiner eigenen Bedürfnisse, der allgemeinen Zivilisation und gemeinsamen Aufgaben verknüpfen, ebenso ist die einzelne Nation kein in sich abgeschlossen existierendes Lebewesen, sondern durch unzählige Beziehungen des Naturrechts und der gebietenden Notwendigkeiten des Lebens der Umwelt verbunden.“526 Auch hier traf sich das Denken des ehe- maligen Mandatars mit dem konservativ-liberaler Wirtschaftswissenschaf- ter.527 5.6 Kultivierung personaler Werte Hingabe, Demut und der Gedanke des Dienens 1945 verwendete Karl Lugmayer zur Umschreibung des österreichischen Humanitätsideals einen Begriff, der mit Gemeinschaftssinn besonders viele Berührungspunkte hat, nämlich „Hingabe“.528 Er brachte ihn nicht, wie Phi- lipp Bugelnig, vorrangig mit der Ehe in Zusammenhang529, sondern meinte, wie Dietrich von Hildebrand530, die Verbindung von persönlicher Freiheit mit der Anerkennung der Rechte des anderen, auch die Pflicht, alle Kräfte in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen; nahezu synonym verwendete er die Begriffe „Demut“ und „Ehrfurcht“.531 Auch Guido Zernatto hielt die Hingabe für eine typisch österreichische Tugend, die sich in einem Verständnis von Dienst als Pflicht an der Sache äußere.532 Othmar Spann akzentuierte den Zusammenhang mit der zuteilenden Gerechtigkeit: Die „Gerechtigkeit vom 524 henZ, Dennoch Mensch, 71. 525 wöGerer, Innere Emigration, 130. 526 funder, Vom Gestern, 450. 527 habermann, Das Maß, 15. 528 Zur Bedeutung dieses Wertes in der Zwischenkriegszeit vgl. P. nolte, Die Ordnung, 166. 529 buGelniG, Der Ständestaat, 42. 530 seifert, Dietrich von Hildebrand, 182. 531 F. luGmayer, Karl Lugmayer, 33. 532 Zernatto, Die Wahrheit, 40 f. 5.6 KULTIVIERUNG PERSONALER WERTE 265
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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