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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand Was die wissenschaftliche Analyse bei aller Offenheit für die konservative Wertewelt nicht in Abrede stellen kann, blieb auch den loyalen Trägern des Ständestaates nicht verborgen, nämlich dass das Autoritäre an diesem Sys- tem die Ideale häufig zurücktreten hieß. Insbesondere die Heimwehr fand keineswegs den Beifall aller führenden Persönlichkeiten; große Vorbehalte hatten etwa Franz Rehrl316 oder Verfas- sungsminister Otto Ender.317 Richard Kerschagl war zwar Mitglied, verwei- gerte aber 1930 die Ablegung des Korneuburger Eides.318 Für Julius Raab waren christlich motivierte Bedenken319 Anlass, 1930 die Niederösterreichi- sche Heimwehr zu gründen; diese Sonderorganisation vereinigte sich 1932 aber wieder mit dem niederösterreichischen Heimatschutz.320 Carl Vaugoin war ebenfalls kein Hardliner: Als er sich 1933 um Zusammenarbeit mit dem Schutzbund bemühte, forderte die Heimwehr seine Ablösung als Hee- resminister.321 Eduard von Baar-Baarenfels legte 1933 einen Plan vor, wie der Heimatschutz ins Bundesheer integriert werden könnte.322 Josef Rei- ther ging so weit, im Februar 1934 das Forderungsprogramm der Heimwehr nicht anzunehmen.323 Ludwig Hülgerth, eine bedächtige, hoch angesehene Persönlichkeit, war vielen Heimwehrführern zu weich und galt als Brem- ser.324 Alois Schönburg-Hartenstein rechtfertigte den Wehrverband ledig- lich als Bollwerk gegen den Marxismus.325 Rudolf Henz war der Ansicht, die Heimwehr hätte „jede demokratische Willensbildung untergraben“.326 Alle paramilitärischen Verbände waren für ihn der Beweis für das Versagen der Demokratie.327 316 binder, Stepan/Dobretsberger, 16; H. dachs, Franz Rehrl, 241; hanisch, Franz Rehrl, 21; stocK, „... nach Vorschlägen der Vaterländischen Front“, 20; wiltscheGG, Heimwehr, 28 und 148. 317 G. hartmann, Im Gestern, 328; wanner, Otto Ender, 164. 318 B. dachs, Richard Kerschagl, 34 f. 319 Kriechbaumer, Erzählungen, 575, 588 und 601. 320 Kriechbaumer, Dieses Österreich, 459. 321 wiltscheGG, Heimwehr, 149. 322 wiltscheGG, Heimwehr, 296; zu seiner Funktion in der Heimwehr vgl. aGstner/ender- le-burcel/follner, Österreichs Spitzendiplomaten, 118. 323 wiltscheGG, Heimwehr, 81 und 130. 324 wiltscheGG, Heimwehr, 231 f.; wandrusZKa, Struktur, 361. Er war ein Gegner des von Wal- ter Pfrimer initiierten Putschs im Jahr 1931; brandtner, Diskursverweigerung, 247 f. 325 holub, Fürst Alois Schönburg-Hartenstein, 103. 326 henZ, Fügung, 222. 327 henZ, Fügung, 212. 8. STAAT UND GESELLSCHAFT518
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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